Istanbul - Die Leiche des ehemaligen türkischen Staatspräsidenten Turgut Özal soll auf Weisung der Staatsanwaltschaft Ankara exhumiert werden. Die Anklagebehörde wolle Hinweisen auf einen Giftmord an dem 1993 gestorbenen Staatschef nachgehen, meldeten türkische Zeitungen am Dienstag. Die Familie Özals bezweifelt schon seit langem, dass der Präsident tatsächlich wie offiziell angegeben an einem Herzinfarkt starb. Wann die Exhumierung stattfinden soll, ist derzeit noch unklar.

Sonderermittler des Präsidialamtes in Ankara hatten den Tod Özals in einem im Juni veröffentlichten Untersuchungsbericht als "verdächtig" eingestuft und unter anderem die Exhumierung angeregt. Özal war herzkrank und hatte sich 1987 einer Bypass-Operation unterzogen. Dennoch wird seit Jahren über ein mögliches Mordmotiv spekuliert; nach einer Version könnten rechtsgerichtete Kräfte im Staatsapparat beschlossen haben, den Präsidenten zu beseitigen, weil er eine Initiative zur Lösung des Kurdenkonflikts vorbereitete.

Özal, der die Türkei in den 1980er Jahren mit radikalen Wirtschaftsreformen modernisierte, wird noch heute von vielen Türken als wichtigster Staatsmann seit Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk verehrt. Sein Grabmal in Istanbul ist eine Wallfahrtstätte für viele Türken. (APA, 18.9.2012)