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Foto: apa/Schlager

Wien - Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) lässt sich von ablehnenden Kommentaren zu seiner jüngsten Forderung nach Vorschulklassen für Kinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse nicht beirren. Vor dem Ministerrat am Dienstag bekräftigte er seinen Vorstoß und verlangte nach einer entsprechenden Gesetzesänderung. Konkret will er, dass die Beherrschung der deutschen Sprache ein Kriterium bei der Ermittlung der Schulreife wird.

Deutschkenntnisse als Merkmal

Derzeit erfolgt die Beurteilung der Schulreife anhand körperlicher, intellektueller sowie sozioemotionaler Merkmale. Fehlende Deutschkenntnisse sind dagegen kein Grund für ein Verweigern der Schulreife. Das will Kurz ändern: "Wir brauchen ein neues Gesetz", und in diesem sollen die sprachlichen Fähigkeiten, vor allem die Deutschkenntnisse, ein weiteres Merkmal werden. Der Staatssekretär kündigte an, in dieser Sache das Gespräch mit Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) zu suchen. Diese hatte ja zuletzt wenig Gefallen an seinem Vorstoß gefunden.

Umfrage: Mehrheit für spezielle Klassen

Unterstüzt wird Kurz durch eine Umfrage des Österreichischen Integrationsfonds unter 1.000 wahlberechtigten Österreichern. In der Umfrage sprechen sich zwei Drittel der Befragten für eine Zusammenlegung von schlecht Deutsch sprechenden Schülern in speziellen Klassen aus, in denen intensiv Deutsch geübt wird. Erst wenn ausreichend Sprachkenntnisse vorhanden sind, sollten diese in den Regelunterricht aufgenommen werden.

Insgesamt 62 Prozent halten eine solche Maßnahme bei Schulklassen mit einem hohen Anteil an kaum oder nur sehr schlecht Deutsch sprechenden Schülern für "eher zielführend", für 32 Prozent ist sie "eher weniger zielführend" (Rest: keine Antwort). Dabei macht es kaum einen Unterschied, ob die Befragten selbst über einen Migrationshintergrund verfügten oder nicht. Die Umfrage wurde Ende August durchgeführt - also noch vor der entsprechenden Forderung von Kurz. 

Sprachwissenschafter gegen Vorschlag

Sprachwissenschaftler haben sich wiederholt dagegen ausgesprochen, dass Kinder mit schlehcten Sprachkenntnissen getrennt von den restlichen Schülern unterrichtet werden. So betont etwa Rudolf de Cillia von der Universität Wien, dass es für solche Kinder auch wichtig ist, mit gleichaltrigen in der Gruppe zu sein, von denen die Sprache bereits beherrscht wird. Er schlägt als Alternative vor, dass mehr Lehrkräfte eingesetzt werden, die Kinder mit fehlenden Deutschkenntnissen zusätzlich unterstützen.  (APA, 18.9.2012)