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Foto: Reuters, Christian Charisius

Wien – Gefühle haben im Berufsleben immer mehr Platz. Laut dem neuesten "Hernstein Management Report" finden 69 Prozent der insgesamt 302 Befragten, dass Emotionen in Unternehmen eine hohe Bedeutung haben. 63 Prozent versuchen allerdings, möglichst rational zu handeln. Lediglich zwei Prozent der Interviewten negieren das Vorhandensein von Gefühlen in der Arbeitswelt gänzlich. Die Mehrheit ist sich der eigenen Gefühlsregungen, aber auch den Erwartungen des Umfeldes bewusst.

Für die jährlich durchgeführte Untersuchung wurden heuer jeweils rund 100 Führungskräfte aus Österreich, Deutschland und der Schweiz um ihre Meinung gebeten. Untersucht wurden Großbetriebe mit über 100 Beschäftigten.

Österreichische Manager nur halb so emotional wie Schweizer

"Der kluge Umgang mit Gefühlen gewinnt in Firmen erfreulicherweise an Stellenwert. Das setzt jedoch eine besondere Achtsamkeit voraus, die sich auch in Körpersprache, Mimik und Tonfall äußert", so Katharina Lichtmannegger, Hernstein Institutsleiterin, in einer Aussendung. Ein Drittel der Interviewten steht zu den eigenen Emotionen und setzt diese gezielt im betrieblichen Kontext ein. Allen voran Schweizer (40 Prozent) und deutsche Führungskräfte (38 Prozent), in Österreich sind es signifikant weniger (22 Prozent).

Emotionaler Führungsstil ist komplex

Für die Mehrheit der an der Studie beteiligten Manager bedeutet emotionale Führung vor allem, in unterschiedlichen Situationen angemessen zu reagieren und die eigenen Gefühle, aber auch jene des Gegenübers wahrzunehmen. 40 Prozent der Interviewten sehen es zudem als wichtige Aufgabe von Führungskräften, eigene Leidenschaften mit Mitarbeitern zu teilen. Für 16 Prozent bedeutet ein emotionaler Führungsstil, eigene Emotionen zur Selbststeuerung zu nutzen. Lediglich vier Prozent geben an, dass sie andere durch den Einsatz von Gefühlen beeinflussen können.

Authentizität fördert Offenheit

Wie sich ehrlich eingesetzte Emotionen auf die Führungsarbeit auswirken, beurteilen die befragten Chefs recht unterschiedlich. 56 Prozent geben an, dass geäußerte Gefühle zu mehr Offenheit und Kreativität in Betrieben führen. 48 Prozent glauben,die Leistung und Produktivität von Mitarbeitern könne durch authentische Gefühle gefördert werden. Für 34 Prozent der Umfrageteilnehmer erleichtert sich die Gestaltung von Beziehungen durch einen sensiblen und ehrlichen Umgang miteinander. Nicht zuletzt ist dies alles ein großer Bonus für die eigene Gesundheit – davon sind immerhin 23 Prozent der Befragten überzeugt. 22 Prozent der Manager hoffen auf Gefolgschaft bei den Kollegen, sofern diese einen emotionalen Führungsstil genießen.

"Mitarbeiter wollen einen authentisch auftretenden Chef. Dies setzt eine hohe kommunikative Kompetenz voraus. Gleichzeitig muss man sich der eigenen inneren und äußeren Haltung bewusst sein", ist Katharina Lichtmannegger überzeugt. (red, derStandard.at, 17.09.2012)