Eines der drei Asamer-Zementwerke steht in Bengasi.

Foto: STANDARD/Asamer

Wien - Der arabische Frühling ist in Ohlsdorf angekommen. In der oberösterreichischen Gemeinde im Bezirk Gmunden sorgt die Entwicklung in Libyen für einige Anspannung. Dort hat die Baustoffgruppe Asamer ihren Sitz, die ganz auf das nordafrikanische Land setzte. Drei Zementwerke wurden bei der Privatisierung 2008 gekauft, insgesamt 170 Millionen Euro investiert.

Erst zahlte sich das Engagement aus, doch dann erfasste der Revolutionswind Libyen. Die Aufstände und Kriegshandlungen führten zum Stillstand der Werke. Während Erträge ausblieben, mussten die Fabriken weiterhin bewacht und gewartet werden. Auch nach dem Umschwung und dem Tod von Machthaber Muammar al-Gaddafi vor knapp einem Jahr läuft noch lange nicht alles rund. Reparaturen, Sprengstoffmangel und Mitarbeiterprobleme sorgen dafür, dass die Kapazitäten erst zu gut 50 Prozent ausgelastet sind.

Manfred Asamer räumt im Gespräch mit dem Standard ein, dass der Normalzustand erst 2014 erreicht werde. Das schmerzt selbst einen an Finanz- und Rohstoff reserven reichen Konzern wie die Asamer Holding, die in den 60er-Jahren aus einer Schottergrube entstand und heute 5450 Mitarbeiter vorrangig in Europa und im arabischen Raum beschäftigt.

Neue aufgesetzte Strukturen

Zuletzt fanden intensive Gespräche mit den finanzierenden Banken, allen voran der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich, statt. "Die Finanzierungsstrukturen wurden neu aufgesetzt, weil sich die Rückflüsse aus Libyen verschoben haben", bestätigt Asamer. Wie hoch die neuen Kredite sind, wird nicht mitgeteilt. In der letzten verfügbaren Bilanz für 2010 weist die Holding Anleihen- und Bankenverbindlichkeiten von 176 Millionen Euro aus, dazu kommen 318 Millionen Euro an Bürgschaften für Töchter.

Für Gerüchte sorgte zudem, dass die Bilanz für 2011 erst am Freitag vom Aufsichtsrat abgesegnet wurde. Die OMV soll wegen des unklaren Unternehmensbildes bereits mit einem Lieferstopp gedroht haben. "Dann stehen alle Lkws von Asamer", weiß ein Involvierter. Für Asamer ist das "kein Thema", er räumt aber ein, dass die Bilanzerstellung wegen der schwierigen Schadenserhebung in Libyen mehr Zeit in Anspruch genommen habe als üblich.

Herausgekommen sei trotz der schwierigen Situation im Vorjahr ein Gewinn von 26 Millionen Euro. Allerdings half ein Beitrag des Staates beim Erreichen des Überschusses. Die Kontrollbank steht nämlich als Treuhänder der Republik für die Ausfälle in Libyen gerade, bestätigt der Konzernchef. Wie hoch die Überweisung ist, könne er nicht sagen, dem Vernehmen nach geht es um einen zweistelligen Millionenbetrag.

Nun wird restrukturiert. Angesichts der schwierigen Lage der Bauwirtschaft will sich Asamer aus einigen Märkten zurückziehen. Wenngleich er dazu keine näheren Angaben machen will, bestätigt er, dass es zur Schließung und Straffung von Standorten in Osteuropa kommen soll. Bereits 2010 wurden Rumänien, Bulgarien, Kroatien, die Ukraine und Serbien als "kritische Märkte" bezeichnet. (Andreas Schnauder, DER STANDARD; 15.9.2012)