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Bei dem Unglück am 13. Jänner starben 32 Menschen.

Foto: REUTERS/Alessandro Bianchi

Rom (APA) - Die Besatzung des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" war in der Unglücksnacht am 13. Jänner nicht darauf vorbereitet, den Notstand zu meistern. Zu diesem Schluss kamen Experten, die im Auftrag der Untersuchungsrichterin der toskanischen Stadt Grosseto, Valeria Montefoschi, ein Gutachten über die Umstände an Bord des Schiffes erstellt haben. "Die meisten Mitglieder der Crew mit Schlüsselaufträgen kannten ihre Aufgaben im Notfall nicht", heißt es im Bericht. Einigen Crewmitgliedern seien außerdem Aufträge für Krisensituationen erteilt worden, ohne dass sie dafür angemessen trainiert wurden, wie es auch gesetzlich vorgeschrieben ist. "Nicht alle Crewmitglieder waren in der Lage, die Anweisungen für Notfälle in ihrer Arbeitssprache Italienisch zu begreifen", so die Sachverständigen.

Der Chef der Kriseneinheit, Roberto Ferrarini, habe nicht sofort die notwendigen Entscheidungen gefasst, um die Notlage zu bewältigen, geht aus dem Bericht hervor. Zwar sei Kapitän Francesco Schettino für die Sicherheit an Bord verantwortlich gewesen. Doch wenn dieser rechtzeitig die "geeigneten Anweisungen" erhalten hätte, hätten die Rettungsmaßnahmen schneller eingeleitet werden können, heißt es im Gutachten.

Die Experten kritisierten auch Costa Crociere, den Betreiber des verunglückten Schiffes. "Nachdem Costa Crociere vom Schiffskapitän über die Situation an Bord informiert worden war, hat sich diese nicht rasch genug mit den zuständigen Behörden koordiniert", konstatierten die Gutachter. Bei einem Sicherheitstraining im vergangenen Oktober hatte Schettino dem Betreiber eine Verschlechterung des Niveaus der Crew gemeldet. Die Gesellschaft habe diesbezüglich keine "Korrekturen" eingeleitet.

Costa Crociere wies den Vorwurf, das Personal sei nicht ausreichend vorbereitet gewesen, als haltlos zurück. Lediglich wenige Crewmitglieder ohne aktive Rolle bei der Bewältigung von Krisensituationen hätten kein Zertifikat über ein Notfalltraining vorweisen können.

Für 15. Oktober ist der nächste Beweissicherungstermin in Grosseto vorgesehen. Dem Kapitän wird unter anderem die Havarie und das Verlassen des Schiffes noch während der Evakuierung zur Last gelegt. Das Schiff war zu nahe an die Insel Giglio herangefahren, hatte einen Felsen gerammt und war dann mit 4.200 Passagieren und Crew-Mitgliedern an Bord gekentert. 32 Menschen starben. An Bord befanden sich auch 77 Österreicher. Gegen mehrere Offiziere und Vertreter der Reederei, darunter einen Oberösterreicher, wird ermittelt. Das 290-Meter-Schiff soll bis 2013 abgeschleppt werden. (APA, 13.9.2012)