Der Blumenkranz ist alles, was beim barbusigen Kampf gegen das Böse von der ukrainischen Tracht blieb.

Foto: Femen

Sie machen Security-Firmen und ihre Blähmuskelmänner nervös. Sie lassen nie die Hosen herunter. Und sie tauchen unvermutet dort auf, wo sich Gier, Verbrechen und Missbrauch einen gloriosen Anstrich zu geben versuchen. Ob vor dem Gasprom-Konzern, bei der Fußball-EM oder vor der italienischen Botschaft in Kiew: Die Frauen der 2008 gegründeten ukrainischen Aktivistinnengruppe Femen wissen, wo sie ihre Körper in den Kampf werfen. Mit Blumenkränzen im Haar und Slogans auf der Haut sind sie zu Symbolfiguren eines feministisch orientierten Protestaktionismus geworden, der durch alte und neue Medien läuft.

Zusammen mit der russischen Punkband Pussy Riot und dem Kollektiv Voina bilden die Femen das Bermudadreieck eines neuen politischen Aktivismus, in dem sündhaft teure Imagekampagnen kläglich verpuffen. Der Machismus einer ganzen Machergeneration, die Manager von Spektakeln und Postdemokratien - lächerlich gemacht von einigen hochintelligenten, mutigen Performerinnen, die mehr politische Aufmerksamkeit erregen als die meisten kritischen Aktivitäten von Kunst- und Theorieschaffenden in geschützten Räumen ihrer Institutionen zusammen.

Und nein, das eine kann das andere nicht ersetzen, und es wäre eine schlechte Idee, die beiden gegeneinander auszuspielen. Wenn sie nun vom Steirischen Herbst zu einem "Tactic Talk" in den Black Cube (22. 9., 9. 30) und einer Exkursion mit dem Theater im Bahnhof (25. 9., 5.00) eingeladen werden, dann als Lehrbeispiel für gezielte aktivistische Instrumentalisierung von Medienspielplätzen. (ploe, Spezial, DER STANDARD, 14.9.2012)