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Wien - Man sieht sie nicht. Man hört sie nicht. Aber es gibt sie. Angeblich. Sie werden - behauptet die Betreiberhomepage - sogar benutzt: Montagmittag stand der Online-Kilometerzähler der Vienna Citybikes bei der 3000-Kilometer-Marke. Drei Räder, so die Homepage, wären unterwegs. Und 14 Tageskilometer seien schon auf jenen Rädern zurückgelegt worden, die vor genau einem Monat von der Stadt und dem Plakat-Quasimonopolisten Gewista unter Getöse der Öffentlichkeit übergeben wurden.

Als Nachfolger des vergangenen Sommer omnipräsenten, aber von der Stadt abgebrochenen Gratisradprojektes "Viennabike" wurde das "Citybike" gepriesen: Gratis, ab Mai 2003 verfügbar und das flächendeckend lauteten die Kriterien, unter denen das Projekt von Planungsstadtrat Rudolf Schicker (SP) ausgeschrieben wurde. Schließlich hatte Schicker dem Stadtvolk genau das zum Viennabike-Ende fest versprochen.

Vorgaben nicht eingehalten

Bloß: Man muss kein übel wollender Rathausoppositionspolitiker sein, um festzustellen, dass die Vorgaben nicht eingehalten wurden: Drei Stationen bieten dreißig Räder. Die Registrierung kostet, die Benutzung - nach der ersten Stunde - ebenfalls.

"Gibt es sie überhaupt?", fragt deshalb Grünen-Chef Christoph Chorherr. Und VP-Verkehrssprecher Wolfgang Gerstl - selbst Testuser am Citybike - erklärt "genau einmal, als ich von der Herrengasse zum Schottentor musste" eines der Räder benutzt zu haben: Mangels der von Schicker versprochenen Terminaldichte sei das System unattraktiv. Noch dazu, weil nach einer Stunde ja "der Gebührenzähler ordentlich läuft". Von der Motivation, vom Auto aufs Rad umzusteigen, könne man da wohl nicht reden, pflichtet auch FP-Mandatarin Heike Trammer bei.

Weitere Terminals

Ganz anders sieht man das Projekt naturgemäß bei der Gewista und im Büro von Rudolf Schicker: Das Stationsnetz werde ausgebaut, "noch im Sommer" kämen drei weitere Terminals dazu, sieht man bei der Gewista keine Diskrepanz zwischen dem ursprünglich von Schicker Versprochenen und der Realität: Im Sommer 2004 soll es dann 70 Terminals und 1000 Räder geben. Und im Rathaus blickt man stolz auf die unbenutzten Räder und ist glücklich: "Wir finden, dass es gut läuft." (Thomas Rottenberg/DER STANDARD, Printausgabe, 1.7.2003)