Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: REUTERS/Toby Melville

Bild nicht mehr verfügbar.

Betty Zucker

Foto: archiv
"Es gehört zu den wenigen wirklichen Leiden aller Heranwachsenden, dass sie alle paar Jahre öffentlich, als Generation gebündelt, im Fernsehen und in Artikeln zur Schau gestellt werden", konstatierte Betty Zucker bei der "Kalei- doskop"-Veranstaltung des STANDARD am vergangenen Montag. Die Schweizer Ökonomin und Managementexpertin mit eigenem Institut in Zürich (Betty Zucker + Co) muss es schließlich wissen. Sie beschäftigt sich seit Jahren mit Trends in Unternehmen und im Management. Konkret erklärt Zucker: Nach der Generation X der 90er-Jahre, sei nun die Generation Y am Ruder und die Generation @ in der Pipeline. Die Generation X - geboren zwischen 1965 und 1980 - mit Fernsehen und MTV aufgewachsen, sei in die Computerwelt hineingewachsen und durch politische, ökonomische und technologische Umbrüche gewachsen. Rasante Entwicklung des WWW Die Generation Y erlebte vor allem die rasante Entwicklung des World Wide Web, die Globalisierung und die Fusionswellen in der Wirtschaft. Als Nachfolger der Nachkriegsgeneration - der Baby Boomers - wird sie auch "Nowhere Generation" genannt. "Zahlreiche Jugend- und Subkulturen machen sie jedoch zur bislang vielfältigsten und multikulturellsten Generation", meint Zucker. Die HipHopper, Cyberfreaks und Techheads erleben das Leben wie eine Teststrecke, deren wertvollster Besitz die Weiterbildung sei, so Zucker weiter. Das bedeute, dass sie nach einem Jahr im Job schon den nächsten anpeilen. Und so gewinnt ihr Motto "Ich eile, also bin ich" zunehmend an Bedeutung, denn die Rezession, die Globalisierung und der Umbau des Sozialstaates zerstören die Aussicht auf den lebenslänglichen Arbeitsplatz. Mobilität, Flexibilität und Multitasking werden zu neuen Kompetenzen, sagt Managementberaterin Zucker. Wissen wird zu Kapital, und Aufmerksamkeit wird zur knappsten Ressource. Hierarchien, Entscheidungsprozesse und Loyalitätsstrukturen verändern sich. Teleworking@wasauchimmer "Lebenslanges Lernen ist für diese Generation immanent wichtig", so Zucker weiter. Das Anhäufen von Wissen und Fähigkeiten hat seinen Sinn verloren - stattdessen, so Zucker, sei die Fähigkeit zur intelligenten Auslese im Vordergrund (nach dem Motto: die wichtigste Taste am PC ist die Delete-Taste) und des simultanen Bearbeitens mehrerer Probleme gleichzeitig. "Teleworking@wasauchimmer definiert jetzt die Grenzen zwischen Arbeiten, Freizeit, Lernen, Entspannen, Öffentlichkeit und Privatsphäre", resümiert Betty Zucker. Was diese neue Generation will und braucht sei "thrill", "kick", Autonomie und Anerkennung.

Die Generation Y will, laut Betty Zucker, sehen und gesehen werden: Sie will für sich und ihre Leistungen Anerkennung und Aufmerksamkeit. Um diese "Promotion" zu ermöglichen, werden Firmen künftig Publicity für Leistungen, Beförderungen, Projekte und Zugehörigkeit zu Spitzenteams erzeugen müssen. Eine neue Generation steigt jetzt in die Unternehmen ein: Sie bringt neue Sichten, Bedürfnisse und Ansprüche ein und wird sich selten reibungslos integrieren. "Wenn es den Unternehmen aber gelingt, die unterschiedlichen Bedürfnisse dieser neuen Generation anzuerkennen, dann können die neuen Ideen, Impulse und Fähigkeiten der "Neuen" voll zum Zug kommen. (Judith Grohmann, DER STANDARD, Printausgabe, 28./29.6.2003)