"Arbeit schützt vor Armut nicht", warnt die Armutskonferenz: In Österreich fallen laut Sozialbericht des Sozialministeriums insgesamt 57.000 Personen unter die Armutsgrenze, obwohl sie eine Arbeit haben - Tendenz steigend. Rechnet man die Angehörigen zu den sogenannten "working poor" dazu, steigt die Zahl auf 178.000. Neben Allein-Erzieherinnen sind davon vor allem Mehrkindfamilien und Migrantenhaushalte betroffen. "Gemeinsam ist ihnen allen, dass es in der Familie nur eine/n VerdienerIn gibt und dass atypische oder Niedriglohnbeschäftigung vorliegt", so die Armutskonferenz.

Ein beträchtlicher Teil der Arbeitsmarktdaten wird aus Jobs gebildet, die prekär und nicht existenzsichernd sind. Für manche bedeutet geringfügige- oder Teilzeitbeschäftigung eine Vergrößerung des persönlichen Handlungsspielraums - "für viele eine unfreiwillige Beschränkung. "Ein niedriges Erwerbseinkommen schlägt sich auch in nichtexistenzsichernden Sozialleistungen bei Krankheit, Arbeitslosigkeit und in der Pension nieder", so die Armutskonferenz. "Den Interessen nachzugeben, die einen Niedriglohnsektor mit Arbeit um jeden Preis forcieren, bedeutet eine gesellschaftspolitische Zeitbombe auf den Weg zu bringen

Atypisch=akut

Die Armutsgefährdungsquote von Personen in einem unbefristeten Beschäftigungsverhältnis ist mit vier Prozent lediglich halb so hoch wie von Personen mit zeitlich befristeten Arbeitsverträgen mit neun Prozent", sagt Martin Schenk von der Armutskonferenz.

Dauert die Befristung kürzer als ein Jahr an, dann steige das Armutsrisiko noch einmal an. Auch Teilzeitarbeit ist mit einem höheren Armutsrisiko verbunden. Teilzeitbeschäftigte mit bis zu 20 Stunden wöchentlicher Arbeitszeit haben ein dreifaches, bei 21 bis 30 Stunden ein doppelt so hohes Risiko armutsgefährdet zu sein, wie Personen, die zwischen 31 und 40 Stunden beschäftigt sind", schreiben die AutorInnen im Ministeriums-BerichtKarin Heitzmann und Michael Förster.

Höheres Risiko bei Frauen

Das Armutsgefährdungsrisiko ist bei Erwerbstätigen, die mehr als 40 Stunden pro Woche beschäftigt sind, höher als bei den Vollzeitbeschäftigten – und hier vor allem bei Frauen. Eine Erklärung dafür lässt sich darin finden, dass bei besonders niedrigen Löhnen das Arbeitsangebot aus Gründen finanzieller Engpässe zunimmt.

Selbstständige, Erwerbstätige und Personen in der Landwirtschaft sind überproportional von akuter Armut betroffen, aber auch Lehrlinge, Alleinerzieherinnen, Migranten, ältere Arbeitnehmer und Pensionisten zählten zu den gefährdeten Gruppen. Zudem sind Erwerbstätige, die Hilfstätigkeiten ausüben, häufiger von Armutsgefährdung und akuter Armut betroffen als Personen mit höheren Qualifikation. Dies gilt auch für atypische Beschäftigte, also Personen, die nur teilzeitbeschäftigt sind bzw. durch kurze, befristete Arbeitsverträge am Arbeitsmarkt integriert sind. Auch Arbeitnehmer/innen aus Drittstaaten sind wesentlich häufiger und länger mit Armutsgefährdung und akuter Armut konfrontiert als Bürger/innen aus Österreich und EU-Staaten.(APA/red)