Jerusalem - Für Israel ist die gemeinsame
Gewaltverzichtserklärung der radikalen Palästinenser-Organisationen
nach den Worten des Sprechers von Ministerpräsident Ariel Sharon,
Raanan Gissin, "völlig belanglos". Für die israelische Regierung habe
die von der Hamas und dem "Islamischen Heiligen Krieg" am Sonntag
angekündigte dreimonatige Waffenruhe keinerlei Bedeutung. Israels
alleiniger Ansprechpartner sei die "Palästinensische Autorität",
betonte Gissin in Jerusalem. Zugleich wiederholte er die israelische
Forderung nach Zerschlagung der terroristischen Organisationen.
Nachdem eine gemeinsame Erklärung mit den beiden (außerhalb der
PLO stehenden) radikalen Organisationen nicht zu Stande kam, hat die
Fatah, die stärkste PLO-Fraktion, eine eigene Stellungnahme
angekündigt. Die Fatah werde noch am Sonntag ebenfalls eine
Waffenruhe verkünden, sagte ein Sprecher der Bewegung. Im Gegenzug
müsse Israel seine "Aggressionen, die Besatzungspolitik gegenüber
unserem Volk und Abu Ammar (Präsident Yasser Arafat) einstellen" und
alle palästinensischen Gefangenen freilassen.
Waffenruhe "tickende Zeitbombe"
Der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Gideon Meir,
sagte am Sonntag über die von den radikalen
Palästinenser-Organisationen ausgerufene Waffenpause: "Ich möchte
wiederholen, was Außenminister Silvan Shalom vor zwei Stunden im
Gespräch mit der US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice gesagt hat,
dass diese Waffenruhe eine tickende Zeitbombe ist, da sie die
Infrastruktur des Terrors aufrecht erhält." Israel fordert die
Zerschlagung der Hamas und anderer militanter Gruppen.
In der Erklärung von Hamas und "Islamischem Heiligem Krieg" heißt
es, falls Israel mehrere Forderungen erfülle, werde der bewaffnete
Kampf für drei Monate ausgesetzt. Dazu gehöre, dass Israel die
Politik der "gezielten Tötung" von Mitgliedern militanter
Palästinenser-Gruppen aufgebe. Zudem dürfe es keine Armeevorstöße und
keine Abriegelungen palästinensischer Städte mehr geben. Gefordert
wurde auch, dass der Amtssitz von Präsident Yasser Arafat in Ramallah
nicht mehr belagert werde. (APA)