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Der Riesenjumbo Boeing 747-8 zieht in Berlin die Politiker und die Massen an. Die Airlines als potenzielle Käufer halten sich mit Bestellungen aber ziemlich zurück.

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Berlin/Wien - 1243 Aussteller aus 46 Ländern tummeln sich auf der Internationalen Luftfahrt- und Raumfahrtaustellung neben der Südbahn des künftigen Flughafens Berlin-Brandenburg in Schönefeld. Doch der Glanz des nagelneuen Messegeländes passt nicht so recht zur Lage der Branche. Zumindest wenn es um den Wettlauf der beiden Erzrivalen Airbus und Boeing bei ihren Großraumflugzeugen geht.

500 Passagiere und mehr fassen der europäische A-380 und die amerikanische 747-8, die beide in Berlin zu sehen sind, doch gerade davor scheinen sich die Fluglinien zu fürchten. Diese Kapazitäten müssen erst einmal gefüllt werden, so der Tenor der Airlines. Dazu kommt, dass die Konjunkturflaute auch die erwartete Aufrüstung der asiatischen Fluglinien ins Stocken bringen könnte. Virgin Atlantic Airways hat im Juli die Bestellung von sechs A-380 neuerlich verschoben, Turkish Airlines von 15 auf sechs reduziert. Das Ziel von 30 Aufträgen im laufenden Jahr dürfte Airbus damit deutlich verfehlen. Boeing droht, heuer keine einzige Order für den Riesenjumbo zu erhalten. Allerdings befinde sich bis Jahresende noch einiges in der Pipeline, erklärte ein Sprecher des in Chicago sitzenden Konzerns.

Die Konzerne versuchen, die aktuelle Flaute zu durchtauchen. Ein, zwei oder drei Jahre mit niedriger Nachfrage stelle die Überlebensfähigkeit der Riesenvögel nicht infrage, erklärte Tom Enders, Chef der Airbus-Mutter EADS. Doch Analysten bezweifeln, dass die Airlines rasch wieder in Kauflaune kommen. Es gehe nicht nur um deren Bedarf, sondern die Fluglinien seien bei den Ausgaben einfach vorsichtiger geworden, wird Rupinder Vig von Morgan Stanley von der Agentur Bloomberg zitiert. Zudem brächten kleinere Flugzeuge mehr Flexibilität bei der Auswahl der einzelnen Strecken.

Geldverbrennung

Die beiden Rivalen vertrauen hingegen auf die Verdoppelung der Megacitys in den nächsten zwei Jahrzehnten und damit einer explodierenden Nachfrage nach ihren Jumbos. China und Indien spielen in den Prognosen eine tragende Rolle, Bestellungen blieben aber bisher Mangelware. Bis sich die Großraumflieger durchsetzen, wird viel Geld verbrannt. Der A-380 hat sechs Milliarden Euro mehr an Entwicklungskosten verschlungen, als geplant war, die durch Haarrisse in den Tragflächen verursachten Verzögerungen belasten das Projekt zusätzlich. Einige Kunden zögerten offenbar, bisher nur provisorisch reparierte Flugzeuge zu übernehmen. Eine endgültige Lösung soll erst 2014 zur Verfügung stehen.

Der 747-8 geht es nicht besser, laut einer Barclays-Analyse wird der Flieger acht Milliarden Dollar (6,2 Mrd. Euro) verschlungen haben, bis er in die Gewinnzone steuert. Bis jetzt wurden bereits zwei Milliarden Dollar abgeschrieben. Dennoch wird beteuert, dass der Markt groß genug für die Flieger beider Konzerne sei.

Sorgen bereitet Airbus auch der Streit Chinas mit der Europäischen Kommission über Emissionsrechte. Seit Jänner dieses Jahres müssen Verschmutzungsrechte für Flüge gekauft werden, was u. a. Peking ablehnt. Somit drohen ab 2013 Strafzahlungen und Retorsionsmaßnahmen. Airbus müsse die geplante Produktionssteigerung für das Langstreckenmodell A330 sehr bald revidieren, sagte Airbus-Chef Fabrice Bregier. Die Fachminister der Airbus-Staaten Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien wollen den Emissionshandel in Europa daher vorübergehend aussetzen. (as, Reuters, DER STANDARD, 13.9.2012)