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Angst entsteht im Gehirn - genauer gesagt ist der Mandelkern (Amygdala) dafür verantwortlich: Dieses Kerngebiet unseres Gehirns bewertet Situationen und Emotionen, und bewahrt uns vor Gefahren. Die Amygdala kann bei Angststörungen oder auch Depression hyperaktiv sein und dadurch ihre Bewertungs-Funktion nicht mehr richtig ausführen. So entsteht z.B. übermäßige und unerklärliche Angst. Beseitigt man die Hyperaktivität im Gehirn durch verhaltenstherapeutische oder medikamentöse Verfahren, kann der Mandelkern wieder normal funktionieren - der Angst wird Einhalt geboten.

Behandlung der GAD

„Idealer Weise werden sowohl eine medikamentöse Behandlung als auch eine fachpsychiatrische Betreuung gleichzeitig angewandt", sagt O.Univ.Prof. Dr.h.c.mult. Dr. Siegfried Kasper, Vorstand der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Wien. „Je schwerer der Krankheitsgrad, desto wichtiger die Basisbehandlung durch Medikamente", weiß der Psychiater und Psychotherapeut. Dabei haben sich Serotonin-Wiederaufnahme Hemmer, Duale-Antidepressiva und Kalziumkanalmodulatoren als besonders wirksam gezeigt.

Bei dieser Behandlung wird der Patient wie bei jeder anderen Erkrankung auf das Medikament eingestellt. Sobald das richtige Präparat gefunden ist, gilt es, die Behandlung in 3 Stufen zum Erfolg zu führen: Die Akuttherapie versucht die schlimmsten Symptome zu beseitigen, mit der Erhaltungstherapie wird das nun verbesserte Wohlbefinden gefestigt und mit der prophylaktischen Therapie sollen Rückfälle vermieden werden.

Neben der Medikamentengabe ist eine fachpsychiatrische Betreuung zielführend. „Das verständnisvolle Gespräch ist sehr wichtig, da die meisten Patienten ihre Ängste erst wieder verlernen müssen." sagt Prof. Kasper. Verhaltenstherapeutische Techniken haben sich als sehr günstig erwiesen - insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie, bei der die Denkvorgänge des Patienten von der aktuellen Angstsituation entkoppelt werden: Gemeinsam versucht man herauszufinden, was die Angst auslöst, was im schlimmsten Fall überhaupt passieren kann, wie oft dieser Worst-Case überhaupt eintritt, um schließlich eine realistischere Einschätzung der Situation zu schaffen. Neben der Gesprächstherapie können auch Autogenes Training und Progressive Muskelrelaxation hilfreiche Methoden zur Angstbewältigung sein.

Rückfallwahrscheinlichkeit

„Die Heilung einer GAD dauert leider länger als z.B. bei einer Depression und die Rückfallwahrscheinlichkeit ist insgesamt höher." weiß Prof. Kasper. Die Behandlungsdauer hängt direkt mit der Dauer der Erkrankung zusammen: Patienten, die bereits 5 - 10 Jahre an einer Generalisierten Angststörung leiden, müssen mit einer Behandlungsdauer von bis zu 5 Jahren rechnen. Wird die Krankheit frühzeitig erkannt, kann der Heilungsprozess auch schon nach einem Jahr abgeschlossen sein. „Unterm Strich soll der Patient einmal ein Jahr symptomfrei sein. Das Leben soll seine ‚Unschuld‘ wieder gewinnen", erklärt Prof. Kasper. Das bedeutet, der/die PatientIn soll wieder normal zur Arbeit gehen, am Straßenverkehr teilnehmen und/oder Aufgaben im Haushalt erledigen können. Der Experte zitiert: „Man muss darauf achten, dass - wie Sigmund Freud einmal gesagt hat - aus dem neurotischen Elend ein allgemeines Elend wird."

Wohin man sich wenden kann

Wer an einer GAD erkrankt ist, oder den Verdacht auf GAD hegt, kann sich neben seinem Hausarzt auch direkt an die Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am AKH Wien oder an einen anderen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie wenden. Auch Selbsthilfegruppen bieten Rückhalt und Gesprächsmöglichkeit. Adressen und Websites verschiedener Einrichtungen finden Sie weiter unten.

Wussten Sie schon,...

...wie Sie Ihre Angst selbst bekämpfen können?

  • Keine Angst vor körperlichen Symptomen: bei einer GAD sind diese ‚normale‘ Stressreaktionen des Körpers. Wenn Sie sicher gehen wollen, kann man diese Symptome einmal fachärztlich abklären lassen.
  • Sie fürchten um einen Flugzeugabsturz oder andere Katastrophen? Recherchieren Sie, wie häufig diese tatsächlich passieren, oder führen Sie eine Liste, welche Befürchtungen wirklich wahr geworden sind. Sie werden sehen, wie selten der schlimmste Fall eintritt.
  • Zur Rückversicherung erkundigen Sie sich täglich nach dem Wohl Ihrer Liebsten? Greifen Sie lieber einmal weniger zum Telefonhörer: In der Regel werden die Sorgen nur größer, wenn z.B. Ihre Kinder nicht gleich abheben, ohne dass ihnen tatsächlich etwas passiert ist!

...dass es GAD Selbsthilfegruppen gibt?

  • Der Besuch einer Selbsthilfegruppe gibt Halt: Sie sind nicht allein mit Ihrem Problem und können sich offen mit anderen Betroffenen austauschen, die Sie möglicherweise besser verstehen, als Freunde und Familie.
  • Auch das Internet bietet die Möglichkeit in Foren mit anderen GAD-Patienten in Kontakt zu kommen!

...wie Sie als Angehöriger einem GAD-Patienten helfen können?

  • Gehen Sie auf die Sorgen des/der Betroffenen ein, ohne unrealistische Befürchtungen zu unterstützen. Versuchen Sie behutsam Ängste zu nehmen und dabei geduldig zu sein.
  • Unterstützen Sie den/die Betroffene/n am Weg in die Selbstständigkeit. Kommen Sie nicht jeder Bitte sofort nach, sondern wägen Sie ab, wo Ihre Hilfe wirklich sinnvoll und zielführend ist.