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Die Vorratsdatenspeicherung ist nicht zur Terror-Prävention geeignet.

Foto: Reuters

In den letzten Jahren waren nur wenige Themen so heiß umstritten wie die Vorratsdatenspeicherung Ein großes Argument für ihre Einführung war die Prävention von terroristischen Attentaten, zu der diese beitragen soll. Dies wurde nun Forschern der TU Darmstadt widerlegt, wie pressetext berichtet.

"Nicht durchführbar"

"Das Sammeln von Datenbergen ist einfach, das Herausfiltern nützlicher Information aber schwierig. Was ich erfahren kann, hängt nur von der Größe der zu identifizierenden Gruppe ab und die ist bei Terroristen sehr klein. Mit bisher bekannten und publizierten Verfahren ist Terrorismus-Prävention mittels Vorratsdatenspeicherung wohl nicht durchführbar", so die Einschätzung von Kay Hamacher.

Virtuelle Infiltration

Anhand von Daten des FBI erstellten die Wissenschaftler ein virtuelles, an biologische Interaktionen angelehntes Netzwerk von Bürgern und Terroristen. Dabei infiltrierten Gruppen von acht bis 17 Terroristen verschieden große Netzwerke - die Bandbreite reichte von 50.000 bis zu einer Million - ungefährlicher Leute.

Musteranalyse ineffizient

Anhand der Unterschiede im Kommunikationsverhalten - etwa die Erkennung von Mustern in Anzahl und Länge von Anrufen, beispielsweise bei der Weitergabe von Befehlen - wollte man die gefährlichen Individuen enttarnen, was aber misslang. Denn in verschiedenen Situationen, etwa während eines Hausbaus oder vor Hochzeiten, sind diese Gesprächsmuster bei Normalbürgern ident.

Speicherdauer zu lange

Je länger der Zeitraum der Erfassung ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein solches Ereignis für den Einzelnen eintritt und letztlich Fehlalarm ausgelöst wird. Dementsprechend wäre die Speicherung in dieser Hinsicht effizienter, wenn sie für Zeiträume von zwei Wochen bis drei Monaten greifen würde, statt wie beschlossen für sechs Monate.

System einfach auszutricksen

Da bei der Vorratsdatenspeicherung keine Inhalte aufgezeichnet werden, ist die Musterkennung praktisch die einzige Methode, die für die Fahnder zur Verfügung steht. Für Terroristen, so die Wissenschaftler, sei es zudem einfach, ihre Verfolger durch die Etablierung von Ablenkungsgruppen auf die falsche Fährte zu locken. Auch bei der rückwirkenden Aufklärung werden durch die Vorratsdatenspeicherung nur unwesentliche Verbesserungen erzielt. (pte/red, derStandard.at, 11.09.2012)