Kabul/Herat - Zum Jahrestag der Terroranschläge des 11. September 2001 haben Aufständische in Afghanistan mindestens acht Menschen bei Anschlägen getötet. Bei einem Raketenangriff auf den US-Luftwaffenstützpunkt Bagram im Osten des Landes wurden in der Nacht zum Dienstag Behördenangaben zufolge drei afghanische Geheimdienstmitarbeiter getötet. In der westlichen Provinz Herat tötete ein Selbstmordattentäter laut Polizei fünf Afghanen.

Die Rakete habe einen Hubschrauber getroffen, der gerade zu einem Einsatz starten sollte, sagte ein Sprecher der NATO-Truppe ISAF in Kabul. Der Chinook-Hubschrauber sei in Brand geraten und zerstört worden. Eine Sprecherin der Provinz Parwan, Roshana Chalid, sagte, neben den drei getöteten Geheimdienstmitarbeitern seien ein örtlicher Geheimdienstkommandeur und ein Armeeoffizier verletzt worden. Der Sprecherin zufolge wollte die Besatzung zu einem Einsatz gegen die radikalislamischen Taliban in der Region aufbrechen, als der Hubschrauber von Aufständischen beschossen wurde.

Der Anschlag erfolgte nur einen Tag, nachdem die USA die Kontrolle über das umstrittene Gefängnis in Bagram am Rande des Stützpunktes den afghanischen Behörden übergeben hatten. Die rund 3.000 Insassen werden verdächtigt, mit Al-Kaida oder den Taliban zusammengearbeitet zu haben. Die Luftwaffenbasis Bagram rund 50 Kilometer nördlich der afghanischen Hauptstadt Kabul liegt in der Provinz Parwan, wo die Taliban normalerweise wenig aktiv sind. Der US-Stützpunkt gerät allerdings regelmäßig unter Beschuss

In den vergangenen Wochen nahm die Zahl der Anschläge in der Region erheblich zu. Erst am Wochenende sprengte sich ein Motorradfahrer nahe des NATO-Hauptquartiers in Kabul in die Luft und tötete sechs Zivilisten. Mindestens 16 Menschen kamen am Montag durch ein Selbstmordattentat im nordafghanischen Kundus ums Leben. Den Vereinten Nationen zufolge sind die radikal-islamischen Taliban für 80 Prozent der zivilen Opfer des Konflikts zwischen Aufständischen und der vom Westen gestützten Regierung verantwortlich.

Bei dem Selbstmordanschlag in Herat nahe der Grenze zu Turkmenistan wurden ein Polizist und vier Zivilisten getötet, sagte der stellvertretende Provinz-Polizeichef Abdul Hamid Hamidi der Nachrichtenagentur AFP. Sechs Menschen, vor allem Zivilisten, seien verletzt worden. Der mit Sprengstoff ausgerüstete Attentäter sei dem Polizisten in einen Laden gefolgt und habe sich dort in die Luft gesprengt.

In der Provinz Laghman östlich von Kabul tötete die NATO nach eigenen Angaben einen Taliban-Kommandanten, der für den Tod von zehn französischen Soldaten vor rund vier Jahren verantwortlich gewesen sein soll. Mullah Hasrat sowie sein Vertrauter Shakir seien bei einem gezielten Luftangriff der ISAF am Sonntag getötet worden.

Am 18. August 2008 waren französische Soldaten im Usbin-Tal 40 Kilometer östlich von Kabul in einen Hinterhalt geraten. Bei den anschließenden Kämpfen wurden zehn Franzosen getötet und 21 verletzt. Es war der bisher folgenschwerste Angriff auf westliche Streitkräfte in Afghanistan.

In einer im Internet veröffentlichten Erklärung warnten die Taliban die USA vor einer "schweren Niederlage" in Afghanistan. Der Krieg in Afghanistan habe "keine legale oder ethische" Grundlage. Die Afghanen hätten nichts mit den Ereignissen des 11. September 2001 zu tun gehabt. Berichte, wonach die Taliban bereit zu Verhandlungen über eine Waffenruhe seien, dementierte ihr Sprecher Zabihullah Mujahid einem Telefonat mit AFP.

Die USA waren nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 mit fast 3.000 Toten in den Krieg gegen die Extremisten in Afghanistan gezogen. Auf den US- und NATO-Stützpunkt am Hindukusch fanden am Dienstag kleine Gedenkzeremonien statt. (APA, 11.9.2012)