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US-Forscher haben errechnet, wie viel Energie weltweit aus der Windkraft rauszuholen wäre.

Foto: Jens Koehler/dapd

Stanford - Sie seien laut, werfen Schatten, stören die Jagd, "zerschreddern Vögel" und - am häufigsten vorgebrachtes Argument - sie würden im großen Stil Landschaft verschandeln. Windturbinen können nicht überall aufgestellt werden, mangelnder Wind ist in vielen Fällen dafür aber nicht verantwortlich: Nicht jeder will einen hohen Turm mit Riesenrotor vor der Haustür haben.

Mark Jacobson von der Universität Stanford und Cristina Archer von der Universität in Delaware haben im bisher detailliertesten Modell errechnet, wie viel Energie weltweit aus der Windkraft rauszuholen wäre, wenn gesellschaftliche, wirtschaftliche oder ökologische Überlegungen keine Rolle spielen würden und 100-Meter-Windräder nach Belieben auf Land und Wasser verteilt werden könnten. Das errechnete theoretische maximale Windkraftpotenzial der Erde liegt laut der im Fachblatt "PNAS" veröffentlichten Studie bei über 250 Terawatt pro Jahr.

Ab diesem Wert würden zusätzliche Anlagen keinen höheren Energieoutput erbringen, weil sich die Turbinen gegenseitig den Wind "wegnehmen". Zudem würde es Auswirkungen auf das Klima geben. Bisherige Studien ergaben, dass die Kraft des Windes von Turbine zu Turbine stärker abnehmen würde und klimatische Wechselwirkungen größer seien.

Würden nur Land- und Küstengebiete mit Windrädern vollgestellt, käme man auf 80 Terawatt. Zum Vergleich: Sind alle Energieformen bis 2030 in saubere umgewandelt, schätzt man den globalen Verbrauch auf jährlich 11,5 Terawatt. Jacobson und Archer errechneten, dass mit vier Millionen Fünf-Megawatt-Turbinen - die Hälfte im Meer, die Hälfte an Land - ein Bedarf von 7,5 Terawatt gedeckt werden könnte, ohne dass es negative Auswirkungen auf Klima oder Umwelt geben würde.

Die so auf der gesamten Erde verstellte Landfläche, die man zusätzlich als Anbaugebiete nutzen könnte, beliefe sich etwa auf die Hälfte der Fläche Alaskas. (pum, DER STANDARD, 11.9.2012)