Wien - Bei den Verhandlungen zur Auslieferung des libyschen Ex-Geheimdienstchefs Abdullah al-Senussi an Libyen ist auch der austro-saudische Großinvestor Scheich Mohammed Bin Issa Al Jaber beteiligt gewesen. Dies bestätigte der stellvertretende libysche Premierminister der Übergangsregierung, Mustafa Abu Shagur, in einem am Freitag von der arabischen Version des Nachrichtensenders "france24" veröffentlichten Interview.

Unter den verhandelnden Parteien zur Auslieferung seien "einige Freunde" zugegen gewesen, "unter ihnen unser Freund Scheich Mohammed Bin Issa Al Jaber, der gute Beziehungen zu und Verbindungen mit Mauretanien hat", erklärte Abu Shagur. Al Jaber habe auch "enge Beziehungen zu den mauretanischen Behörden" und "unterstützt die libysche Revolution" präzisierte Abu Shagur.

Der Ex-Geheimdienstchef al-Senussi zählte zu den engsten Vertrauten des früheren libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi, der im vergangenen Jahr gestürzt und getötet worden war. Al-Senussi war im August vergangenen Jahres untergetaucht. Er wurde Mitte März mit einem gefälschten malischen Pass am Flughafen von Nouakchott festgenommen. Sowohl Libyen als auch Frankreich forderten seine Auslieferung. Paris fahndet wegen seiner Rolle bei einem Anschlag auf ein Flugzeug im September 1989 nach al-Senussi.

Al Jaber ist Eigentümer der Wiener Luxushotels Grand Hotel und The Ring und versucht sich mit wechselndem Erfolg als Retter von österreichischen Unternehmen, die in finanzielle Schieflage geraten sind. So hat er seit Anfang des Jahres die Kontrolle über die insolvente Tiroler Skifirma Kneissl. Ende August wurde bekannt, dass der Milliardär auch beim traditionsreichen Textilunternehmen Backhausen einsteigen will. Das Geschäft solle Mitte September abgeschlossen werden, berichtete die Tageszeitung "Kurier" unter Berufung auf Firmenchef Reinhard Backhausen.

Vor fünf Jahren gelangte Al Jaber ins Rampenlicht, als er die damals staatliche Fluglinie Austrian mit einer Kapitalspritze von 150 Millionen Euro übernehmen und sanieren wollte. Der Deal platzte jedoch, was Al Jabers Ruf nachhaltig beschädigte. Auch bei seinen anderen Unternehmungen gab es immer wieder Berichte über Zahlungsschwierigkeiten. Weil er sich im Fall seiner beiden Wiener Innenstadthotels zu Unrecht als Pleitier an den Pranger gestellt fühlte, hat er kürzlich die Bank Austria geklagt. (APA, 7.9.2012)