In der Rolle von Alexander Van der Bellen als Uni-Beauftragter der Stadt Wien war von Anfang an der Wurm drin. Bei der Wiener Wahl im Jahr 2010 hatte der Grüne so viele Vorzugsstimmen bekommen, dass er es trotz hinteren Listenplatzes in den Gemeinderat geschafft hätte. Ungeachtet dieses Vertrauensbeweises seiner Wähler hat er den Einzug ins Rathaus abgelehnt. Stattdessen wurde er Uni-Beauftragter der Stadt. Das war ein Fehler.

Van der Bellen hätte von Anfang an in den Gemeinderat einziehen sollen. Weil er es erst jetzt tut, wird seine Stelle als Uni-Beauftragter frei. So war zumindest der Plan. Van der Bellen hatte nämlich angekündigt, aufgrund der Unvereinbarkeit der Funktion mit seinem Gemeinderatsmandat als Uni-Beauftragter abzutreten. Weil er keinen Nachfolger findet, will er den Job jetzt doch weitermachen. Diese Tatsache zeigt, dass die Opposition möglicherweise nicht unrecht hatte, als sie sein Amt als "Versorgungsposten" bezeichnete. Und das Argument mit der Unvereinbarkeit?

Das zählt nicht mehr. "Ich habe damals den zeitlichen Ablauf völlig außer Acht gelassen. Wenn ich schon Gemeinderat wäre, würde ich es für problematisch halten, mit einem Amt wie diesem betraut zu werden. Im umgekehrten Fall sehe ich persönlich keine Unvereinbarkeit", erklärt Van der Bellen. Diese Argumentation ist unlogisch. Wenn zwei Ämter miteinander unvereinbar sind, dann gilt das immer. Egal in welcher Reihenfolge man sie antritt.

Der Uni-Beauftragte ist ein Vermittler zwischen den Universitäten und der Stadt Wien. Als Gemeinderat ist Van der Bellen aber ein Teil der Wiener Politik. Vor allem deshalb, weil seine Partei in der Stadtregierung sitzt. Einen Vorteil hätte es aber trotzdem, wenn Van der Bellen Uni-Beauftragter bleibt: Die Internetadresse seiner Homepage könnte gleich bleiben. (Lisa Aigner, derStandard.at, 6.9.2012)