Aus dem aktuellen Sortiment von Index: von Mattuschka über Fruhauf bis Tscherkassky.

Fotobearbeitung: O. Beigelbeck

Wien - Wer sich international und natürlich auch in Österreich selbst über das experimentelle Filmschaffen des Landes einen Eindruck verschaffen wollte, konnte bisher auf das DVD-Label Index zurückgreifen. Preisgekrönte Filmschaffende wie Peter Tscherkassky, Valie Export, Gustav Deutsch, Maria Lassnig und Siegfried A. Fruhauf veröffentlichten ihre Arbeiten auf bisher 38 DVDs. Bedeutende Institutionen wie das Centre Pompidou, das Londoner ICA oder das New Yorker New Museum führen sie in ihrem Sortiment, auch auf der Internetplattform Mubi sind sie als Video on Demand abrufbar.

Diese wichtige Öffentlichkeit, die den Künstlerinnen und Künstlern neben dem Festivalbetrieb zur Verfügung steht, ist nun gefährdet. Denn die vom Verein Sixpack und der Medienwerkstatt herausgegebene DVD-Edition droht nicht weiter finanziert zu werden. Der bisherige Förderer, die Filmsektion des Kunstministeriums (Innovative Film Austria), hat seinen Zuschuss dieses Jahr ausgesetzt, andere budgetäre Rettungsmaßnahmen sind nicht geplant - keine Institution fühlt sich zuständig. Auf Anfrage des STANDARD betonte man etwa im Büro des Wiener Kulturstadtrats Mailath-Pokorny, überhaupt das erste Mal von der Angelegenheit zu hören.

Brigitta Burger-Utzer, Sixpack-Geschäftsführerin, dementiert dies entschieden: Sie habe ihr Anliegen bereits vorgebracht, jedoch ohne Ergebnis. Gegenwärtig könne sie nicht einmal die Auszahlung der Tantiemen an die Filmschaffenden garantieren. Dabei sei dem DVD-Label mit einer vergleichsweise kleinen Summe von 15.000 Euro schon sehr geholfen. "Auch die Neuauflage der Peter-Tscherkassky-DVD, die bereits 2000-mal verkauft wurde, also durchaus erfolgreich ist, war nur durch eine Förderung des Landes Niederösterreich möglich", sagt Burger-Utzer.

Als unverständlich bezeichnet sie weiter, warum man hochbudgetierte Filme auch nach der regulären Kinoauswertung Förderungen zur Verfügung stelle, dies aber für renommierte Arbeiten aus den Bereichen Experimentalfilm und -video sowie der Medienkunst nicht vorsehe - denn: Auch "anspruchsvolle Literatur braucht die Förderung von Kleinverlagen". Umgemünzt auf den audiovisuellen Bereich bedeutet dies: Erst die DVD garantiert eine intensive und nachhaltige - etwa wissenschaftliche - Auseinandersetzung mit diesem so erfolgreichen Teil des österreichischen Filmschaffens. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 6.9.2012)