Navid Nuur lässt Licht Raumgrenzen überwinden.

Foto: Galerie Nächst St. Stephan/ Navid Nuur

Wien - Aus dem Medium Film in die Realität hineinzureichen, das haben schon mehrere Künstler versucht. 1968 etwa Valie Export mit Ping Pong: Auf der Leinwand erschienen Punkte, die man mittels Ball und Tischtennisschläger zu treffen versuchen sollte.

Weniger interaktiv, dafür nachhallend ist das die Grenzen des Filmischen überschreitende Experiment des im Iran geborenen Künstlers Navid Nuur: Die Projektion von Transfigurations (2011-2012) zeigt ein schwarzes Papier, das vom Künstler so aufgefaltet wird, dass kurz die weiße Rückseite des Papierbogens sichtbar wird. Obwohl die Faltungen immer wieder rückgängig gemacht werden, bleiben diese als Spur erhalten. Denn die Projektionsleinwand in der Galerie ist mit phosporeszierender Farbe gestrichen, die die weißen Faltfelder einige Momente lang erinnert. Licht und Papier übertragen sich also aus dem körperlosen Medium in den realen Raum des Betrachters.

Navid Nuurs im doppelten Sinn zauberhafte Arbeit ist Teil der Ausstellung Papierwelten der Galerie nächst St. Stephan, die sich dem Papier als (Träger-)Medium, aber auch zu reflektierendem Material widmet. Mit Licht zeichnet hier etwa auch Ernst Caramelle. Dessen abstrakte Kompositionen entstehen, wenn Caramelle verschiedene Papiere über längere Zeit dem Sonnenlicht aussetzt.

Minimale Landschaften erzeugt Karin Sander, indem sie Kartons reißt. In unmittelbarem Sinne Handarbeit sind auch die ausschließlich aus handschriftlichen Notizen (Take care of yourself) gebauten Zeichnungen von Alice Attie, während Wade Guyton eine Art industrielle Bildproduktion hinterfragt. Seine angeeigneten Motive (re)produziert er mittels Tintenstrahldrucker.

Zurück aber zu den Faltungen: Eine recht unmittelbare Transformation gelingt auf diese Weise Daniel Knorr mit Zwei-Dollar-Noten. Die eher seltenen Scheine gelten in den USA als Glücksbringer. Deswegen faltet der Künstler aus großen, mit dem Zwei-Dollar-Motiv bedruckten Kartons in Origami-Technik ein typisch mitteleuropäisches Symbol des Glücks: ein gemeines Hausschwein. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, 6.9.2012)