"Oma Adele und das Glück aus der Kiste", für Kinder ab vier Jahren geeignet.

Foto: Oetinger Verlag

"Urururnett" - so lautet das Urteil der eigenen Tochter. Das Buch musste auch schon während der U-Bahn-Fahrt gelesen werden. Warten? Geduld? Was ist das? Wenn der Vater nicht um seine bescheidenen Vorlesekünste wüsste - man ist ja schließlich kein Burgtheater-Mime -, hätten die direkten Sitznachbarn und Ohrenzeugen die Euphorie der Tochter sicher geteilt. Dass sie schwiegen, lag sicher nicht am Buch von Imke Sönnichsen.

"Oma Adele und das Glück aus der Kiste" heißt ihr Buch und handelt von einer alten Frau, die glaubt, alles zu haben, was glücklich macht. "Ich bin zufrieden! Ich habe alles, was ich brauche. Ich habe ein Haus, ich habe genug zu essen, und alles hat seine Ordnung", sagt sie. Adele fällt gar nicht auf, dass Entscheidendes fehlt: ein Freund. Der kommt in Form eines Affen, den die Frau, warum auch immer, auf der Straße eingesperrt in eine Schachtel findet. Niemand vermisst ihn, also bleibt er. Puck heißt das Tier - und kann sogar reden. Zumindest mit Oma Adele. Der Affe bringt wieder Schwung in das langweilige Leben der alten Dame. Insofern ist das Bilderbuch auch für manche Eltern.

Aus dem Trott ausbrechen, lautet die Devise. Ein Schreckenssatz aus der eigenen Jugend wird dabei auch gleich zerpflückt. Ordnung ist das halbe Leben. Affe Puck fragt dann zu Recht: "Und wo ist die andere Hälfte?" (Peter Mayr, Album, DER STANDARD, 30.8.2012)