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Nicoley Baublies

Foto: EPA/ARNE DEDERT

Er selbst nennt sich einen "kompromissbereiten Realo". So ganz mag man das nicht immer glauben, wenn man dem Chef der "Unabhängigen Flugbegleiter-Organisation" (Ufo), Nicoley Baublies, in diesen Tagen hört. Als "grandios" bezeichnet er den Streik der Flugbegleiter bei der Lufthansa, als "arrogant" deren Management.

Doch auch Verhandler auf der anderen Seite attestieren Baublies, dass er hart, aber herzlich sei. Fünf Monate erst ist er Ufo-Chef und steckt schon mittendrin im ersten großen Streik der Flugbegleiter.

Wäre die Karriere des 39-Jährigen aus Lüdenscheid (Nordrhein-Westfalen) so gradlinig verlaufen wie ein Lufthansa-Flug bei gutem Wetter, dann säße er heute in einer Internetagentur. Dorthin zieht es Baublies nach seinem Anglistik- und Politikstudium 1998. Bis 2004 berät er Werbekunden bezüglich Web-Auftritten.

Als die Geschäfte nicht mehr laufen, rät ihm ein Nachbar, sich doch mal bei der Lufthansa zu bewerben. Gesagt, getan, Baublies wechselt zu Europas größter Airline und fängt dort als Flugbegleiter an. Rasch arbeitet er sich zum Purser hoch und fliegt als verantwortlicher Kabinenchef durch die Luft.

Nicht nur der Job, auch die Kranich-Airline ist genau das Richtige für ihn. "So wie wir den Menschen an Bord das Gefühl vermitteln, besonders willkommen zu sein, unterscheiden wir uns von den Billigfliegern. Deshalb bin ich auch mit Leib und Seele für die Lufthansa tätig, und nicht für eine andere Fluglinie", sagt er.

Zur Gewerkschaft geht er nicht etwa, weil er mit den Arbeitsbedingungen in der Kabine unzufrieden ist, sondern mit dem Job der Betriebsräte. Obwohl er seit 2008 in der Tarifkommission der Lufthansa sitzt, kommt er eher zufällig an die Spitze der Gewerkschaft.

Baublies, der eher zurückhaltend als polternd auftritt, vermittelte zuvor zwischen den zerstrittenen Flügeln der Arbeitnehmer-Vertretung - den Hardlinern, die keine Privilegien abgeben wollen, und jenen, die eher kompromissbereit sind.

"Es gibt kaum was Schöneres, als im November bei 20 Grad in Lissabon am Hafenbecken zu sitzen" - so beschreibt er die Vorzüge seines Jobs im Flieger, wenn er diesem denn nachkommen kann. Wegen seiner Ufo-Arbeit fliegt Baublies nur noch in 40 Prozent seiner Arbeitszeit, für die Gartenarbeit bleibt im Moment keine Zeit mehr. Und solange der Arbeitskampf andauert, heißt es ohnehin: Lufthansa-Haifischbecken statt Lissabonner Hafenbecken. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 5.9.2012)