Nun war die letzte Alma angeblich keine vollständige Show biz ans Ende. Zuschauer erzählen von einem Actus interruptus. Während in den Parallelszenen Franz Werfel und Gropius' Tochter fertig starben, habe ein erboster Paulus Manker sein Spiel vorzeitig abgepfiffen. Und womit? Mit Recht.

Eine Dumpfbacke hatte vergessen, das Handy abzuschalten. Nein, verehrte stets erreichbare Wichtigtuer, diese klingelnden und schrillenden Störaktionen sind keine lässlichen Sünden, sondern höchst respektlos gegenüber Schauspielerinnen und Schauspielern, aber auch gegenüber dem Publikum.

"Das ist, als würde jemand aufstehen und im Zuschauerraum furzen": So wahr spricht nicht etwa Manker, dessen Kosenamen bekanntlich zwischen Theaterrabauke und Publikumsschreck changieren, sondern der für seine Contenance gerühmte Starbariton Thomas Hampson.

Unlängst, in Salzburg, klingelte in Andrea Breths großartiger Prinz von Homburg-Inszenierung (die ab 6. 9. am Burgtheater zu sehen ist), gleich dreimal ein Handy, zuletzt in die Stille einer Sterbeszene. Schöne Vorstellung: Künstler, die aus purer Notwehr ihr Spiel einstellen, werden vom Publikum mit tosendem Applaus belohnt.

Unerreichbarkeit galt dereinst ja als ziemlich sexy. Schön wär's auch heute noch: wenigstens im Theater. In der Oper. Im Kino. Und im Bett. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 5.9.2012)