Mit der Implantation eines Vagusnervstimulators wird am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) erstmals bei Patienten mit Herzinsuffizienz ein völlig neuer Ansatz zur Therapie untersucht. Dieser basiert auf der Annahme, dass der Vagusnerv - ein Nerv, der das Gehirn mit dem Herzen verbindet und an der Steuerung fast aller inneren Organe beteiligt ist - nicht ausreichend arbeitet.

Durch die Implantation eines so genannten Pulsgenerators könnte die Aktivität des Vagusnerves mittels elektrischer Signale gesteigert und so die bei Herzinsuffizienz geschwächte Pumpleistung des Herzens verbessert werden. Vor allem für Patienten, die weder auf die medikamentöse Behandlung noch auf eine so genannte Resynchronisationstherapie mit speziellen Herzschrittmachern ansprechen, könnte die Vagusnervstimulation künftig eine sinnvolle Therapieoption darstellen.

Wie die Vagusnervstimulation funktioniert

Wie bei der Implantation eines Herzschrittmachers wird bei der Vagusnervstimulation ein kleines Gerät - ein so genannter Pulsgenerator - unter die Haut in den Brustkorb eingepflanzt.

"Der Vagusnerv verläuft links und rechts entlang des Halses. Deshalb wird zusätzlich ein Kabel unter der Haut eingesetzt, das den Generator mit dem Vagusnerv am Hals verbindet", erklärt Dirk Winkler, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie am Universitätsklinik Leipzig, der die Operation durchgeführt hat. Der Generator sendet dann elektrische Signale aus, die über den Vagusnerv an Gehirn und Körper weitergegeben werden.

"Die Vagusnervstimulation wird bereits seit längerem erfolgreich zur Behandlung von Epilepsie und Depressionen eingesetzt. Der Ansatz, diese Methode auch bei Herzinsuffizienz anzuwenden, ist relativ neu und angesichts präklinischer Daten sehr vielversprechend", so Christian Kühne, Oberarzt in der Abteilung Kardiologie und Angiologie.

Mehr Lebensqualität für die Patienten

Ist die Therapie mittels Vagusnervstimulation erfolgreich, bedeutet das für die Patienten eine wesentlich erhöhte Lebensqualität. "Die für Herzinsuffizienz typischen Symptome wie Kurzatmigkeit und Erschöpfung werden weniger. Die Patienten haben mehr Energie, sind fitter, ihr Herz ist durch die verbesserte Pumpfunktion wesentlich leistungsfähiger", erklärt Kühne.

Die beiden ersten Patienten am UKL sind bereits auf dem Weg dorthin. Sie haben den Eingriff gut überstanden und konnten bereits am Folgetag entlassen werden. Eine weitere Implantation folgt in Kürze. Insgesamt sollen im Rahmen der NECTAR-HF-Studie knapp einhundert Patienten getestet werden. (red, derStandard.at, 4.9.2012)