Im nordeuropäischen Dänemark wird das Konzept von Grabsteinen mit QR-Codes erprobt, wie die BBC berichtet. Zu den Pionieren gehört Dorthe Frydenlund, die das Grab ihres Vaters mit der "digitalen Markierung" ausgestattet hat.
Mehr als Trost
Bei Besuchen am Friedhof kann so ihr 14-jähriger Sohn den Code mit seinem Smartphone scannen. Sein Handy steuert daraufhin das digitale Profil seines in diesem Jahr verstorbenen Großvaters an. Es enthält ein Foto und eine Zusammenfassung seines Lebens und Wirkens
Frydenlund bewertet die Innovation als mehr als nur eine Trauerhilfe. "Für uns als Familie bedeutet es sehr viel, wenn wir hier sind und uns an Vater erinnern wollen. Es geht aber nicht nur um Trost, sondern bietet anderen Leuten eine Möglichkeit, seine Lebensgeschichte zu lernen. Es ist eine gute Unterstützung für meinen Sohn, seines Großvaters zu gedenken."
Neue Selbstverständlichkeit
Etwa 100 Euro kostet der Service. Neben Bild und Text inkludiert er auch die Hinterlegung von Audio- und Videomaterial. Das Potenzial dahinter erkennt auch der größte Grabsteinhersteller des Landes.
"Es ist ein guter Weg, um die Geschichte einer Person zu erzählen. Und wir alle haben eine Geschichte. Es macht auch den Besuch am Friedhof interessanter.", erklärt Firmenchef Niels Kristian Nielsen. Er schätzt, dass die QR-Porzellantafeln bald in vielen Ländern ein selbstverständlicher Teil des Trauerprozederes sein werden.
Geschichtsstunde am Friedhof
Im nahe gelegenen Holbaek hat die Kirche mehrere Gräber nachträglich mit QR-Codes bestückt. Sie zieren die letzten Ruhestätten eines ehemaligen Bürgermeisters oder eines vor Jahrzehnten verstorbenen Parteigründers. Beim verantwortlichen Gremium sieht man in dieser Technologie eine Möglichkeit, lokale Geschichte zu bewahren.
"Es gibt viele wichtige Personen und ich denke, ihre Geschichte und was sie mit ihrem Leben gemacht haben, ist von Bedeutung. Besonders für die nächste Generation ist es wichtig, diese Erinnerungen aufzubewahren.", erklärt die Vorsitzende Hanne Korsby. " Als nächstes werden die Gräber von Mönchen bestückt, die einst ein Kloster in den Außenbezirken der Stadt gegründet haben.
Der Trend wurde auch Übersee entdeckt. Dort gibt es mittlerweile eine Reihe von Anbietern, die die QR-Codes entweder in den Grabstein einarbeiten oder, wie qrmemorials.com, für die nachträgliche Anbringung als Plakette anbieten. (red, derStandard.at, 04.09.2012)