Frankfurt/Main - Im Tarifstreit bei der Lufthansa in Deutschland ist keine Lösung in Sicht. Sowohl die Gewerkschaft Ufo als auch die Lufthansa erwarteten von der Gegenseite weitere Schritte. "Der, der auf uns zugehen muss, ist die Gewerkschaft - unser Angebot liegt auf dem Tisch", sagte ein Sprecher der Lufthansa am Samstag der Nachrichtenagentur dpa in Frankfurt. "Wir haben bislang kein akzeptables Angebot der Lufthansa bekommen - und rechnen auch nicht damit", sagte ein Ufo-Sprecher und drohte mit weiteren Streiks.

Der Branchenriese Lufthansa wertet sein bestehendes Angebot für die Flugbegleiter als ausreichend, weil es "sehr weitreichende Zusagen zur Sicherheit der Arbeitsplätze" beinhalte, sagte der Sprecher. "Wir sehen im Moment keine Veranlassung, da nachzubessern." Er forderte Ufo auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Neue Streiks möglich

Die Gewerkschaft bezeichnete unterdessen die Zugeständnisse des Unternehmens als nicht akzeptabel und stellte bundesweite Streiks in Aussicht. "Wir sind in der Lage, innerhalb kürzester Zeit in ganz Deutschland loszulegen", sagte der Ufo-Sprecher. Wann und wo das Kabinenpersonal in den Ausstand treten könnte, ließ er aber offen. "Das kündigen wir sechst Stunden vorher an."

Ufo fordert neben fünf Prozent höheren Entgelten auch das Ende der Leiharbeit und Schutz gegen die Auslagerung von Jobs. Lufthansa plant mittelfristige Einsparungen bei den Personalkosten und will dafür unter anderem die Beförderungsstufen strecken. Die Lufthansa bietet 3,5 Prozent mehr Gehalt und den Verzicht auf Leiharbeit und betriebsbedingte Kündigungen.

Ufo hatte die Lufthansa am Freitag zum ersten Mal für acht Stunden bestreikt - zunächst nur am Frankfurter Flughafen, dem größten Drehkreuz in Deutschland. Dadurch waren aber europaweit Hunderte Flüge ausgefallen, Tausende Passagiere saßen fest. Auch rund ein Dutzend Österreich-Flüge wurden gestrichen. Mehrere hundert Menschen mussten die Nacht auf Feldbetten verbringen.

Der Flugbegleiter-Streik kommt der Lufthansa teuer zu stehen. Die Gesellschaft geht von einem Millionenschaden aus. Unternehmenssprecher Michael Lamberty sagte am Samstag, genaue Zahlen seien noch nicht bekannt. Die Kosten liefen an verschiedenen Orten auf. Aber durch den Dominoeffekt, den der Streik ausgelöst habe, sei das "eine Größenordnung, die man ansetzen muss". (APA, 1.9.2012)