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So manch Touristiker schickt wohl derzeit ein Stoßgebet gen Himmel...

Foto: AP/Stollarz

Italiens Tourismus erlebt derzeit ein Horrorjahr. Bis Ende August lagen die Nächtigungen laut dem Präsidenten des Hotelierverbandes Bernabó Bocca um geschätzt 20 Prozent unter dem Vorjahresvergleich. Eine positive Nachfrage im September, vor allem seitens russischer, chinesischer und deutscher Touristen, könnte das Minus im Jahresvergleich noch auf zehn Prozent reduzieren.

Italiens Tourismusbranche erlebt heuer eines der schwärzesten Jahre ihrer Geschichte. Selbst zu Ferragosto, dem italienischen Sommerfeiertag am 15. August, priesen verzweifelte Hoteliers an den Badeorten in der Toskana und in Ligurien noch mit Sonderangeboten freie Zimmer an: "Drei Nächte zum Preis für zwei", das hat es noch nie gegeben. Denn Ferragosto war bisher gleichzusetzen mit Massenexodus aus den Städten und voll ausgebuchten Hotels an den Küstenorten.

Diesen Sommer lief es anders. Rund 30 Millionen, die Hälfte aller Italiener, haben ihren Urlaub verkürzt oder verzichteten ganz darauf. Wie eine Umfrage des Handelsverbandes Confesercenti zeigt, waren fehlende finanzielle Mittel, mehr Steuern und höhere Spritpreise für den Urlaubsverzicht verantwortlich. Laut der Studie werden die Italiener 2012 rund zehn bis 15 Prozent weniger für ihre Ferien ausgeben als 2011.

Finanz wirft Auge auf Reiche

Selbst Italiener, deren Brieftasche Luxusferien in den Nobel orten wie Cortina oder Portofino ermöglicht, blieben heuer fern. Denn die Finanzpolizei hat in den vergangenen Wochen nicht nur die Besitzer von Luxusautos und Yachten in mehreren Nobelurlaubsorten kontrolliert, sondern unternahm auch Streifzüge in Fünf-Sterne-Hotels und Feinschmeckerrestaurants. Italiens Reiche zogen es vor, sich in der Schweiz, an der französischen Riviera oder auch in Österreich zu erholen.

Zwar versuchen nun Hotels und Restaurants, mit Sonderangeboten Kunden zu locken. Trotz dieser Maßnahmen befürchtet Aldo Cursano, Präsident des Hotelierverbandes Toskana, dass es zu einem Rückgang bei den Übernachtungen um vier Millionen Personen kommen wird. Neue Steuern und Abgaben belasten die Hotelbetriebe zusätzlich. Die Regionen drängen auf Steuerentlastung für jene Unternehmen, die ihre Strukturen modernisieren, und fordern die Angleichung der Mehrwertsteuer an das Niveau anderer Länder.
(Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD; 1./2.9.2012)