Milliardenschwere Sanierungsarbeiten an veralteten Dämmen, vor allem aber weil Hurrikan "Isaac" auf seinem Weg zur Südküste deutlich weniger an Stärke mitbrachte, sorgten dafür, dass New Orleans dieses Mal von ganz schweren Zerstörungen verschont wurde. 

Wie die Menschen in einer völlig zerstörten Stadt versuchen, wieder Boden unter den Füßen zu bekommen, zeigt derzeit keine Serie eindrucksvoller als "Treme".

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Erfinder David Simon setzt den Einwohnern von New Orleans ein Denkmal, die den widrigen Umständen nach dem Hurrikan "Katrina" trotzten. Plünderungen und Wiederaufbau werden gleichermaßen von den schwarzen Einwohnern getragen, die wiederum jene elektrisierende Musik zusammenhält, von der die Stadt ihren Ruf hat.

Im Reportagestil legt Simon unbequeme Tatsachen frei, etwa dass die Katastrophe hausgemacht war. Er erstellt ein Kompendium der moralisch verkommenen Bush-Ära, lässt den Zuschauer damit aber nicht allein, sondern pumpt mitreißende Songs in die durchwegs auf Wahrheit beruhenden Geschichten, als ob diese nur so zu ertragen wären.

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Derzeit im Abo-TV bei Sky Atlantic HD und auf DVD. Am 23. September beginnt auf HBO die dritte Saison. Die prognostischen Qualitäten sorgen angesichts der aktuellen Ereignissen für zusätzliche Dramatik. Denn die Grundstimmung in Treme ist Abgeklärtheit, das Bewusstsein, dass sich am korrupten System nichts ändern wird, selbst wenn noch so viele Milliarden in neue Dämme gepumpt werden. „Wie stehen die Chancen, dass es wieder passiert?", wird Albert "Big Chief" Lambreaux gefragt. Er sagt: "Wie hoch stehen die Chancen, dass es nicht wieder passiert?" (Doris Priesching, DER STANDARD, 1./2.9.2012)

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