Bahnhofs-Überbauung Wien-Mitte: "Kompliziertestes Bauprojekt, das jemals in Wien realisiert wurde", sagt Thomas Jakoubek vom Bauträger BAI.

Foto: STANDARD/Fischer

Der "DC Tower 1" wird in wenigen Tagen den "Millennium Tower" (ohne Antennenaufbauten) als höchstes Gebäude Österreichs ablösen.

Foto: Putschögl

Ursprünglich war immer von einer kompletten Fertigstellung Ende dieses Jahres die Rede, doch bis man im neuen Einkaufszentrum in Wien-Mitte richtig "shoppen" kann, wird es nun noch ein wenig länger dauern: Zeitgleich mit den Büros in den Obergeschoßen wird am 8. November nämlich nur ein kleiner Teil der Geschäfte - unter anderem der Supermarkt der Spar-Kette - eröffnen, wie Thomas Jakoubek, Geschäftsführer des Entwicklers Bauträger Austria Immobilien (BAI), am Donnerstag gegenüber derStandard.at bestätigte. Der größere Teil der Shops wird dann erst im März 2013 aufsperren.

Dass das an Vermietungsproblemen liegen könnte, verneint Jakoubek: 88 Prozent der Shopbetreiber seien bereits vertraglich fixiert, im November sollen es 92 Prozent sein. Es gehe lediglich "vom Timing her nicht anders", so der BAI-Chef, der im selben Atemzug darauf hinweist, dass es sich bei der Bahnhofsüberbauung "um das komplizierteste Bauprojekt handelt, das jemals in Wien realisiert worden ist".

Weniger Überraschendes wird es beim Vermietermix geben: Mit Österreich-Premieren wie im G3 in Gerasdorf, wo die irische Billigmodekette Primark ihren Einstand in Österreich feiert, sei nicht zu rechnen, so Jakoubek. Stolz ist der Projektbetreiber auf etwas anderes: Das letzte Auftragswerk der französisch-amerikanischen Bildhauerin Louise Bourgeois, die im Mai 2010 verstorben ist, wird im Frühjahr 2013 in der Aula installiert werden. Es handelt sich dabei um eine sieben Meter hohe, hängende Aluminiumskulptur.

DC Tower: In zehn Tagen höchstes Gebäude

Eine andere von Jakoubeks prominenteren Baustellen, der "DC Tower 1" auf der Donauplatte im 22. Bezirk, wird in zehn Tagen den Titel "höchstes Gebäude Österreichs" tragen können - dann wird nämlich der (ohne Antennenaufbauten) 171 Meter hohe "Millennium Tower" in der Brigittenau an Höhe übertroffen.

Dass der Turm wie berichtet erst zu 50 Prozent vermietet ist, verursacht beim BAI-Chef zumindest nach außen hin kein Kopfzerbrechen. Ein Hotel und die Firma Baxter sind als Mieter fixiert, ab dem 25. Stockwerk (von 60) kann man sich noch einmieten. Allerdings: "Wir sind eben nicht bereit, zu allen Bedingungen zu vermieten" - 15 Euro pro Quadratmeter nennt Jakoubek als absolute Untergrenze. "Da kommt dann halt nicht jeder in Frage."

Wann die ersten Mieter in den "DC Tower" einziehen werden, ist noch nicht fix. Die Räumlichkeiten für Baxter (8.500 Quadratmeter) werden im März/April fertig sein, der Umzug könne dann aber auch erst im Sommer passieren - "da sind wir flexibel". Bei den Hotelzimmern der spanischen Kette Sol Meliá (auf 18.300 Quadratmetern) könnte theoretisch schon jetzt der Innenausbau erfolgen, aus Gründen des "Gefahrenübergangs" - etwa im Fall eines Brandes - wird das aber frühestens im Frühjahr in Angriff genommen werden.

Anfragen für Wohnungen

Pläne, in den obersten Stockwerken Wohnungen anzubieten, werden in der BAI weiterhin gewälzt. "40 konkrete Anfragen" habe es diesbezüglich bereits gegeben, "obwohl wir das noch gar nicht beworben haben", so der BAI-Geschäftsführer. Entschieden wird darüber nämlich erst im Spätherbst.

Ob es auch einen kleineren "DC Tower 2" geben wird, steht weiterhin in den Sternen. Dieser wurde bekanntlich vom Stararchitekten Dominique Perrault mitgeplant (die Ausführung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Wiener Büro Hoffmann-Janz Architekten), für eine Festlegung, ob er auch tatsächlich gebaut wird, gebe es aber "derzeit keine Notwendigkeit". Beide Türme sollen zwar überwiegend als Büros genutzt werden, für Jakoubek wäre aber auch eine vorwiegende Nutzung des zweiten Turms als Wohnobjekt möglich, sagte er am Donnerstag.

Der BAI-Chef gab gegenüber derStandard.at auch ein wenig Einblick in die Kalkulationen, die hinter dem 300 Millionen Euro schweren Bauprojekt stehen. "Bis eineinhalb Jahre nach Fertigstellung im Herbst 2013 sollte die Auslastung 90 Prozent erreicht haben", so der Plan. Bei den Betriebskosten ist die Rechnung ein wenig strenger: Steht der halbe Turm bei vollem Betrieb samt allen dann anfallenden Fixkosten leer, sei das ein ganzes Jahr lang noch kein finanzieller Beinbruch. (Martin Putschögl, derStandard.at, 30.8.2012)