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Wien - "Wien wächst, Regionen schrumpfen" - Davor haben der Planungssprecher der Wiener Grünen Christoph Chorherr und der bürgenländische Landtagsabgeordnete Michel Reimon (Grüne) am Donnerstag gewarnt. Sie prophezeiten für die kommenden Jahre massiven Zuzug aus dem Burgenland und Niederösterreich. Alternativen zum Pendeln müssten daher geschaffen werden. So kann sich Chorherr statt den "96. Kreisverkehr" zu bauen, einen Ausbau des Breitbandinternets im ländlichen Raum vorstellen. Dies schaffe die Möglichkeit, nicht zwangsweise von zu Hause, aber dezentralisiert zu arbeiten.

Vorstellbar sei auch die Schaffung von sogenannten Co-Working Spaces in den Regionen - das sind Gemeinschaftsbüros, die mit anderen Unternehmen geteilt werden. Gerade klassische Schreibtischjobs im Dienstleistungssektor könnten von dieser Maßnahme profitieren. Ein tägliches Pendeln in die Großstadt sei - größtenteils "nur wegen des Telefonierens am Arbeitsplatz" - nicht gerechtfertigt und könnte dadurch auf ein paar Male pro Woche reduziert werden, so Chorherr. Man sei sich aber durchaus bewusst, dass dies nicht für alle Branchen funktioniere.

Mehr Zufriedenheit ohne Stau

Die Vorteile dieses Ansatzes wären ein vermindertes Verkehrsaufkommen in den Städten, mehr Zeit und damit eine bessere Lebensqualität für Arbeitnehmer. Nachhaltige Anreize für Unternehmer könnten durch günstigere Arbeitsplätze am Land, da diese etwa durch Förderungen der Länder gestützt werden, geschaffen werden. Zudem würde ein Wegfall des täglichen Pendels die Zufriedenheit der Mitarbeiter im Job deutlich erhöhen, hieß es.

Probleme in der Finanzierungsfrage dieses Ansatzes sahen Chorherr und Reimon nicht: Denn die Länder könnten zu diesem Zweck einen Teil ihrer Verkehrsbudgets dafür aufwenden. Ein weiterer Straßenausbau für den Pendlerverkehr, so wie es derzeit der Fall ist, sei dann nämlich nicht mehr nötig.

Umraum Wien wächst

Ausgangspunkt für die von den Grünen initiierte Diskussion rund um das Pendeln war eine Prognosestudie der Statistik Austria aus dem Jahr 2009, die bis ins Jahr 2050 einen Bevölkerungszuwachs im Umland von Wien über 30 Prozent voraussagte. Ein ähnliches Szenario werde es auch in den Ballungszentren rund um die Landeshauptstädte geben. Im ländlichen Raum hingegen werde es zur Abwanderung kommen: Besonders betroffene Regionen seien etwa das steirische Mur- und Mürztal, die Waldviertler Bezirke Zwettl und Gmünd sowie in Kärnten der Bezirk Spittal an der Drau. (APA, 30.8.2012)