Wien - "Food or fuel" lautet das Spannungsverhältnis, in dem die Produktion von Biosprit in immer stärkerem Maße steht: Anbauflächen für Pflanzen, die zur Energiegewinnung gezüchtet werden, können denen für die Lebensmittelproduktion den Platz wegnehmen - ein Konflikt von zunehmender Brisanz. Die Biospriterzeugung wird zunehmend als Preistreiber für Lebensmittel identifiziert und gerät als Verursacher von Nahrungsmittelknappheit in die Kritik.

Forscher suchen daher nach Pflanzen, bei denen möglichst keine Nutzungskonkurrenz aufkommt. Das Wiener Unternehmen "Bioplant R&D" setzt seine Hoffnungen auf die ölhaltigen Früchte der Purgiernuss (Jatropha curcas), ein strauchartiges Wolfsmilchgewächs, das in tropischen und subtropischen Gebieten wächst und unter anderem zur Verhinderung von Bodenerosion angepflanzt wird. Daneben dient sie als Quelle für Brennholz, Lampenöl, Seifen, Farben und für einige medizinische Anwendungen.

Noch ausbaufähig

Da die Purgiernuss auch auf nährstoffarmen, degradierten Böden wächst und damit nicht mit der Produktion von Lebensmitteln konkurriert, gelte sie als "einer der aussichtsreichsten Kandidaten" als Rohstoffquelle für Biodiesel, so Margit Laimer, Pflanzenbiotechnologin am "Vienna Institute of Bio Technology" (VIBT) der Universität für Bodenkultur (Boku) und wissenschaftliche Leiterin von Bioplant R&D.

Züchterisch gesehen ist sie eine Wildpflanze - bis 2014 wollen die Pflanzenbiotechnologen aber eine verbesserte Jatropha auf den Markt bringen. Das auf die Weiterentwicklung von Kulturpflanzen spezialisierte, wissenschaftlich orientierte Wiener Unternehmen arbeitet an der Züchtung von "Elitesorten" für verschiedene Anwendungsbereiche. Die Verbesserung von Pflanzen und Domestizierung wilder Arten trage zur Sicherung von Ernährung und Energieversorgung unter Berücksichtigung ökologischer Werte bei, heißt es seitens des Unternehmens. Am Ende des Entwicklungsprozesses sollen Jatropha-Pflanzen mit höherem Öl-Gehalt, höherer Krankheits- und Stressresistenz sowie kontrolliertem Toxingehalt stehen, die nach der Verarbeitung auch als Futtermittel einsetzbar sein sollen. (APA/red, derStandard.at, 2. 9. 2012)