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Unterschiedliche Reaktionen zum Gehaltsrechner: Conrad Pramböck: Treffer sei Glückssache. Heinisch-Hosek: "Feedback sensationell."

grafik: der standard

Transparenz, Orientierung, Lohngerechtigkeit. Damit ist im Herbst des Vorjahres der Gehaltsrechner auf Initiative der Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und auf Basis von Daten der Statistik Austria ins Netz gegangen. Gedacht als Maßnahme gegen die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen, die auch nach Abzug von Karenzen, Teilzeit und sonstigen Unterbrechungen mit 13 bis 19 Prozent angegeben wird. Der Global Gender Gap Report des World Economic Forum reiht Österreich gar auf weltweit Platz 116 in puncto wirtschaftlicher Teilhabe und Chancengleichheit von Männern und Frauen.

Es soll also endlich über Geld gesprochen werden. Dazu sollen auch Einkommensberichte bei großen Unternehmen und verpflichtende Mindestkollektivvertragsgagen bei Stelleninseraten helfen. Thematisieren heißt aber - wie immer -, sich auch der Kritik auszusetzen. Und diese fällt zum Thema Gehaltsrechner vonseiten des Einkommensexperten beim Personalberater Pedersen & Partners, Conrad Pramböck, heftig aus. "Benutzer können eine Münze werfen, ob sie den Ergebnissen trauen oder nicht, und sind damit so klug wie zuvor." Nur in etwa der Hälfte der Fälle seien die Daten realistisch, in der anderen Hälfte sei die Abweichung nach oben und nach unten teilweise "deutlich". Vor allem, so Pramböck, sei die Abweichung von zwei bis fünf Prozent unrealistisch, da sich selbst innerhalb einer Firma für vergleichbare Positionen die Gagen um 20 bis 30 Prozent unterscheiden würden. Im Führungskräftebereich lägen die Bandbreiten realiter um bis zu mehreren hunderttausend Euro auseinander.

Das Thema an sich als Erfolg

Da Überstunden und Bonuszahlungen ausgeklammert blieben, diese Vergütungsbestand teile durchschnittlich aber zehn bis 20 Prozent der Gesamteinkommen ausmachten, sei eine weitere große Treffungenauigkeit gegeben. Pramböck: "Im Vertrieb und in Führungspositionen sind große Teile des Gehalts variabel, in der IT-Branche sogar bis zu 50 Prozent. Zum Thema der variablen Vergütung schweigt der Rechner jedoch komplett."

Personalchefs reagierten laut Pramböck allesamt gelassen auf die Werte im Gehaltsrechner. Ob er Frauen ermutige, sich selbst höher zu bewerten und mehr zu verlangen, ist so nicht erhoben. Für die Ministerin ist es aber auch ein Erfolg, dass über Geld nunmehr sogar in Österreich gesprochen werde. Die Daten im Gehaltsrechner seien mit Experten zusammengestellt worden, an ihnen sei nicht zu rütteln.

Gehaltsangabe in Stelleninseraten

Dass mittlerweile rund 85 Prozent der suchenden Unternehmen in Stelleninseraten ein Mindestentgeld, respektive Möglichkeiten der Überzahlung namhaft machen, wertet sie auch positiv, selbst wenn sehr häufig lediglich das niedrigstmögliche Einkommen ausgeschildert wird. Diese Gleichbehandlungsregel wurde und wird von Personalberatern und -vermittlern sehr kritisiert, auch weil der "falsche Eindruck" erweckt würde, dass Bezahlung vor allem in qualifizierteren Positionen "eine Marktfrage" sei. Zudem macht es einfach mehr Arbeit, die Stelleninserate solcherart zu gestalten.

"Gehaltsangaben zu niedrig anzusetzen macht wirtschaftlich doch überhaupt keinen Sinn, es werden sich schlichtweg die falschen Leute bewerben. Hier sind Unternehmen gut beraten, mit offenen Karten zu spielen." Apropos: Zwar drohen bei Nichtangabe seit heuer 360 Euro Verwaltungsstrafe, ein Verfahren läuft bis jetzt allerdings noch nicht, noch wird abgemahnt. (Karin Bauer, STANDARD, 25./26.8.2012)