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Ein Versuch, die Zukunft unserer Antriebe zu skizzieren, könnte nun etwa so aussehen: Nach dem medialen Hype der Elektromobilität wird sich alles wieder beruhigen.

Foto: REUTERS/Kim Kyung-Hoon

DER STANDARD-Schwerpunktausgabe "Die Zukunft der Mobilität".

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Bis heute war die stetige Entwicklung der Verbrennungskraftmaschine mit der Verfügbarkeit von Erdöl in scheinbar unbegrenzten Mengen zu niedrigsten Preisen verknüpft. Mit wilden Schwan kungen am Rohölmarkt und zunehmender Unsicherheit der weltpolitischen Lage wird immer augenscheinlicher über Alternativen geredet. Die Argumente für einen Strategiewechsel weg vom Verbrennungsmotor sind breit gestreut: Die einen wollen mit neuen Technologien politische Unabhängigkeit verringern, die anderen den verkehrsbedingten CO2-Ausstoß eindämmen, und ei gentlich wollen alle beides.

Schon erscheint eine Fokussierung auf die sogenannte Elektromobilität als universelles Rettungsprogramm. Zwar haben Elektromotoren einen ex trem hohen Wirkungsgrad und stoßen keinerlei Schadstoffe aus, allerdings entsteht die große Wolke an Kohlendioxid und Schadstoffen bereits bei der Stromerzeugung. Im günstigsten Fall (Wasserkraft) sehr wenig, im ungünstigsten Fall (Kohle) extrem viel. Damit ist klar: Auch das Elektroauto hilft uns jetzt nicht wirklich aus der Falle.

Energieträger und Maschine

Schlagworte gibt es genug: Biosprit, Brennstoffzelle, Wasserstoffantrieb, Erdgas etc. Allerdings muss man schon zwei Dinge auseinanderhalten: Den Energieträger und die Maschine, die die Energie in Bewegung umwandelt. Die primäre Frage ist nun gar nicht, welche Maschine die Fahrzeuge künftig antreiben wird, sondern welche Energieträger zur Verfügung stehen, die für eine mobile Anwendung geeignet und sinnvoll sind. Die Kraftmaschine ergibt sich daraus geradezu von selbst.

Und da ist vieles offen und vieles spannend. Jedenfalls ist eine umweltfreundliche Herstellung, Speicherung und Verteilung der Energieträger Voraussetzung für zukunftsfähige Konzepte. Verbrennen im bisher gewohnten Sinn kann man nur zwei Stoffe, nämlich Kohlenstoff und Wasserstoff. Da die kohlenstoffhältigen Energievorräte zur Neige gehen und für den Treibhauseffekt hauptverantwortlich sind, bleibt eigentlich nur mehr Wasserstoff als flüssiger oder gasförmiger Energieträger mit hoher Energiedichte. Kohlenstoffhältige Treibstoffe aus nachwachsenden Quellen stehen immer entweder in unmittelbarer oder mittelbarer Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion.

Ein Versuch, die Zukunft unserer Antriebe zu skizzieren, könnte nun etwa so aussehen: Nach dem medialen Hype der Elektromobilität wird sich alles wieder beruhigen. Aufgrund der geringen elektrischen Speicherfähigkeit der Batterien, selbst bei noch großen Fortschritten, erscheint der Elektroantrieb nur für leichte Fahrzeug und kurze Distanzen sinnvoll. Der Elek troantrieb kann nur dann eine wirklich dominante Rolle spielen, wenn es möglich ist, Wasserstoff umweltfreundlich in großen Mengen herzustellen, zu verteilen, zu speichern und in der Brennstoffzelle zu elektrischem Strom umzuwandeln, wobei Letzteres die leichteste Übung darstellt. Erst dann sind große Lasten über große Entfernungen mit Elektromotor unabhängig von einem Stromnetz zu bewegen.

Deshalb wird der Verbrennungsmotor noch sehr lange die Führungsrolle in der individuellen Mobilität behalten. Diesseits aller Theorien und Szenarien, also im wahren Leben, geht es vorerst darum, die Möglichkeiten an Alternativen für Benzin und Diesel auszureizen. Mit steigenden Kraftstoffpreisen könnte Erdgas noch längere Zeit eine eher erschwingliche Alternative bleiben. Es ist zwar etwas umweltfreundlicher als Benzin und Diesel, aber eben auch ein fossiler Kraftstoff mit Treibhauspotenzial. Besonders heikel ist in diesem Zusammenhang die Gewinnung von Erdgas durch Fracking zu sehen, eine Technologie, die durch Einsatz extremer Mengen an giftigen Chemikalien unüberschaubare Risiken für die Umwelt darstellt.

Die Frage, wie sehr Kraftstoffe aus nachwachsenden Quellen eine Rolle spielen werden, ist ebenso hoch politisch. Jetzt schon stellen steigende Weizenpreise die Beimischung geringer Mengen von Ethanol zum Benzin infrage, wirtschaftlich sowieso und moralisch erst recht.

Den Motor weiterentwickeln

Schon die Dampfmaschine erlebte ganz am Ende ihrer Karriere die größten Fortschritte infolge der Bedrohung durch den Verbrennungsmotor. So wird auch jetzt der Verbrennungsmotor noch gründlich weiterentwickelt werden, bevor er durch etwas anderes abgelöst werden kann, in unmittelbarer Folge eigentlich nur durch die Brennstoffzelle. Und dafür fehlt der Wasserstoff - wahrscheinlich noch lange. Elek troantrieb kann nur einen Teil der Antwort darstellen. (Rudolf Skarics, DER STANDARD, 25.08.2012)