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"Wir wollen nicht nur lächelnde Moderatoren sein, sondern Reporter, Redakteurinnen und Entscheider auf der Chefetage. Wir wollen Themen setzen und Blickwinkel verändern."

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"Viele von uns kämpfen in den Redaktionen dafür, die Themengebiete bearbeiten zu dürfen, in denen sie Spezialisten sind, wie Politik, Wirtschaft, Kultur, Umwelt, Sport oder Wissenschaft", sagt die Vorsitzende des Vereins "Neue deutsche Medienmacher", Sheila Mysorekar.

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Dunja Hayali, Ingo Zamperoni oder Ranga Yogeshwar - sie gehören zu der Gruppe von Menschen, die in der Medienbranche als Journalisten und Moderatoren "mit Migrationshintergrund" bezeichnet werden. Davon gibt es auch in Deutschland nach wie vor zu wenige. Und lange Zeit hatten Migranten in den Medien auch keine "Lobby." Der Verein "Neue deutsche Medienmacher"; kurz NDM, hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieser oftmals medial vernachlässigten Bevölkerungsgruppe, als betont "unabhängige Interessensvertretung", stärkeres Gehör zu verschaffen und journalistischen Nachwuchs gezielt zu fördern. 


"Conciousness-Raising"

Neben Workshops und interkulturellen Fortbildungen in vielen großen Redaktionen geht es vor allem um das so genannte "Conciousness-Raising", bekundet die Vorsitzende des Vereins, Sheila Mysorekar. Dieses "Bewusstsein schaffen" spielt vor allem im Kontext von journalistischen Themengebieten eine wesentliche Rolle, sagt die in Köln lebende Journalistin. "Viele von uns kämpfen in den Redaktionen dafür, die Themengebiete bearbeiten zu dürfen, in denen sie Spezialisten sind, wie Politik, Wirtschaft, Kultur, Umwelt, Sport oder Wissenschaft."

Ins Gespräch kommen

Weitere Aufgaben der "NDM" - des Zusammenschlusses freier und fester Journalisten aus Print, Online, TV und Hörfunk - sind gegen Diskriminierung öffentlich-medial aufzutreten, sowie als Ansprechpartner für interkulturellen Journalismus zu fungieren. Darüber hinaus sucht der Verein den direkten Kontakt zu Chefredaktionen und der Herausgeberschaft; ob sie bislang schon mal auf "taube Ohren" gestoßen sind? "Nein, in den meisten Fällen waren es eher Aha-Erlebnisse; es passiert nur sehr selten, dass sich Kollegen tatsächlich gegen Zusammenarbeit stemmen oder nur wenig Interesse zeigen."

Kleine und große Erfolge

Seit der Gründung der "NDM" im Jahr 2009 hat sich einiges getan, erzählt Mysorekar rückblickend: „"Wir sind eingeladen zum Ethikrat des deutschen Privatsenders RTL und geben Anregungen zu neuen ethischen Richtlinien; wir arbeiten auch mit dem WDR und anderen öffentlich-rechtlichen Sendern zusammen, in Gremien, bei Workshops oder Podiumsdiskussionen." Für eine kleine Überraschung sorgte ausgerechnet das boulevardeske Massenblatt: "Die BILD-Zeitung bekundete Interesse an unserer Meinung; so kam es zur Blattkritik vor versammelter Mannschaft. Die Redakteure waren durchaus angetan."

Selbstbestimmte Journalisten

Anfang dieses Jahres wurde Mysorekar auf Einladung der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, zum Integrationsgipfel 2012 eingeladen. In ihrer Rede im Bundeskanzleramt, betonte sie selbstkritisch: "Wir wollen nicht nur lächelnde Moderatoren sein, sondern Reporter, Redakteurinnen und Entscheider auf der Chefetage. Wir wollen Themen setzen und Blickwinkel verändern." Dazu braucht es die Unterstützung von Gremien und einflussreichen Entscheidungsträgern.

Seltenheiten und Ausnahmen

Dass Journalisten mit Migrationshintergrund immer noch Seltenheitswert in der bundesdeutschen Medienlandschaft haben, belegen Zahlen aus Untersuchungen. Laut Ergebnissen des Soziologen Rainer Geißler beläuft sich der Anteil von Migranten in deutschen Redaktionen auf knapp 2,5 Prozent - andere Studienergebnisse liegen sogar weit drunter. (Toumaj Khakpour, 24.8.2012, daStandard.at)