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Ich war baden. Ein bisschen. In Kuba. Nebenbei waren wir hochseefischen, im Dschungel wandern, tiefseetauchen etc. etc.

Foto: APA/BARBARA GINDL

Pro: Fürs Ego und die Fantasie
Von András Szigetvari

Wer andere nach dem Urlaub fragt, kann nichts falsch machen. Diese Erkenntnis hat nichts mit Altruismus zu tun, sondern es geht um den puren Eigennutz. Zunächst darf der Neugierige auf Geheimtipps über versteckte Inseln in Thailand und schöne Buchten auf Korsika hoffen. Solche Erzählungen können die arbeits- oder babybedingt Daheimgebliebenen zum Träumen bringen. Im besten Fall aber tappt der Gefragte in die Falle. Denn die Eingangsfrage eignet sich als Auflage, um die eigenen, aufregenderen Urlaubserfahrungen loszuwerden. Das geht dann so: A: Wie war dein Urlaub? B: Schön. Ich war auf Kreta baden ...

A: ... ach baden. War ich auch. Ein bisschen. In Kuba. Nebenbei waren wir hochseefischen, im Dschungel wandern, tiefseetauchen etc. etc.

Getarnt durch die höfliche Eingangsfrage, kann der andere nicht mehr entkommen. Wer also immer schon seine 3000-Bilder-starke Kroatien-Fotokollektion herzeigen wollte: ein bisschen Interesse vortäuschen, und alles wird möglich.

Kontra: Schwierig zu sagen
Von Ronald Pohl

Fragen Sie nicht. Die Italiener mögen ja ausgezeichnet kochen, aber an Ferragosto bekam ich einen Singvogel vorgesetzt. Einen gerupften Spatzen, stellen Sie sich das einmal vor! Das Tier schwamm in Tomatensauce, ich habe mich furchtbar geekelt.

Im Straßenverkehr macht der Italiener, was er will. Überholt, wann und wo es ihm gefällt, Blinkzeichen kennt er nicht. Die Kirchen sind überwiegend sehr schön, aber schon etwas alt. Unsere herrlichen Barockaltäre dagegen, die schwimmen im Gold. Waren Sie schon einmal in Maria Taferl? Da kann der Italiener nicht mithalten. Das liegt bestimmt auch am fehlenden Leistungsgedanken. Die im Norden pumpen alles in den Süden, und dort versickert es prompt in irgendwelchen Kanälen. Ich spreche jetzt nicht von Venedig, Venedig ist sicher einen Tagesausflug wert.

In Sichtweite des Brenners freue ich mich immer schon auf unser frisches Schwarzbrot. Das italienische Brot sättigt nicht richtig, es ist unseriös. Wie der Urlaub war? Das kann man nicht in einem Satz beantworten. (Rondo, DER STANDARD, 24.8.2012)