Wien - Es gibt ja Leute, die über Koreaner, also über koreanische Autos, die Nase rümpfen. Man ist ja selbst auch nicht ganz frei von Vorurteilen. Billig, schiach, Plastik. Man müsste diese Leute einmal in den neuen Kia Cee'd reinsetzen, zum Beispiel. Wir haben das getan, haben uns selbst reingesetzt. Sicherheitshalber aber die feine Motorisierung mit 135 PS, die feine Ausstattung mit allem, aber wirklich allem drinnen (der Wagen kostet dann 26.290 Euro) und dem feinen Doppelkupplungsgetriebe.

Foto: Fischer

Da macht sich doch Erstaunen breit. Da fühlt sich nichts koreanisch an, so wie man sich koreanisch gemeinhin vorstellt, ohne eine Ahnung davon zu haben. Das fühlt sich höchst modern, chic und geschmeidig an. Hochwertig, geradezu elegant. Besser als Golf? Ehrlich gesagt: ja - und billiger.

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Der Kia Cee'd ist in seiner zweiten Generation deutlich jünger geworden. Flotter und schlanker. Design-Experimente hat man sich nicht getraut, das schaut alles wohlbekannt aus, ein bisschen Opel, ein bisschen VW, aber dennoch sind die Proportionen sehr stimmig, das schaut sportlich aus, dynamisch und modern. Mit der richtigen Farbe fetzt das Auto.

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Innen fühlt man sich richtig wohl, gut umschmeichelt. Es ist ruhig, Motor, Fahrtwind und Reifengeräusche bleiben draußen, es ist übersichtlich, das Armaturenbrett ist klar gegliedert. Insgesamt gibt es vielleicht ein bisschen viel Bedienmöglichkeiten, bis man alle Schalter und Hebel zuordnen und richtig bedienen kann, dauert es, da muss man sich eben erst einmal damit auseinandersetzen.

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Richtig super ist das Dach, nämlich das zweiteilige Panoramaglasschiebedach. Fährt die Jalousie zurück, wird es erst einmal richtig hell im Auto, fährt auch das Dach zurück, wird es richtig frisch. Das ergibt ein gutes Raumgefühl, man kann sich fast wie in einem Cabrio fühlen.

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Die 135 PS sind logischerweise nicht raketoid, für den Stadtverkehr aber absolut ausreichend und auch auf der Autobahn noch kommod. Auch das Fahrwerk ist kommod, es ist nicht hart, aber die Straße bleibt spürbar, die Lenkung ist angenehm straff.

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Ein eigenes Thema sind Automatik und Doppelkupplungsgetriebe. Die Kia-Leute sind erst einmal sehr stolz drauf, und man fragt sich dann schon, warum. Prinzipiell fühlt sich die Automatik gut an. Gerade in den niedrigen Gängen, explizit mit der ersten, dreht der Motor aber definitiv zu hoch – man ist verdutzt. Wo man selbst schon längst schon geschaltet hätte, jagt die Automatik die Drehzahl in die Höhe.

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Das mag auch daran liegen, dass sich im unteren Drehzahlbereich nur zaghaft ein Vortrieb ergibt. Ganz harmonisch ist das nicht. Das Doppelkupplungsgetriebe ist möglicherweise noch verbesserungsfähig. Das Herunterschalten braucht seine Zeit, das kann unangenehme Pausen ergeben, wenn man auf den gewünschten Vortrieb erhofft. Da hat man den Eindruck, man hat das Getriebe jetzt mit einem Tempowechsel überrascht: Es muss erst den richtigen Gang suchen. Das wiederum kann VW eindeutig besser.

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Zur Not kann man aber auch selbst schalten, das macht mit den Schaltwippen am Lenkrad auch Spaß, da kann man sich der Illusion hingeben, man wäre jetzt richtig sportlich unterwegs. (Michael Völker, DER STANDARD, 17.8.2012)

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