"Den Interviewpartner in vielen Facetten zur Geltung kommen lassen" will Andrea Eckert im "Salon am Dienstag". Dienstag wieder um 21.15 Uhr mit Gästen aus Kunst und Kultur. Mehr Bilder in Newalds Photoblog.

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Wien - Zweifellos gehört der "Salon am Dienstag" zu den ungewöhnlichen Erscheinungen im Fernsehkosmos der Gegenwart. Vordergründig handelt es sich um eine ganz normale Gesprächsreihe mit Menschen, die sich aus einem bestimmten Grund als würdig erwiesen haben, am Salonsitzmöbel Platz zu nehmen und mit Gastgeberin Andrea Eckert im gepflegten Rahmen zu parlieren.

Während aber die Dame des Hauses ihre Gäste nach den Regeln der Kunst des kultivierten Plauderns abfragt, läuft im Hintergrund ein zweiter Film ab, einer, den Fernsehregisseure für gewöhnlich meiden, weil es die Aufmerksamkeit stört: Das anwesende Publikum ordnet sich nicht unter, sondern bringt sich mit auffallender Zwanglosigkeit ein, nippt an Gläsern, der Kellner spaziert flott durchs Bild, daneben klimpert das Klavier, so lange, bis niemand mehr Eckerts Gespräche verfolgt, sondern nur noch gebannt diesem Nebenschauplatz zuschaut. 

"Völlig neues Format"

Ein Zu viel des Guten räumt Eckert ein, aber: "Es ist in der Form ein völlig neues Format, und da muss man den Mut haben, Dinge auszuprobieren." Sie selbst bleibe vom vielen Drumherum unberührt: "Ich bin ganz auf das Gespräch konzentriert und registriere den Kellner gar nicht, wenn er vorbeigeht." Seit Mai lädt die Schauspielerin zum wöchentlichen Talk auf Servus TV. Als Bühne für den gepflegten Plauderton dient eines der berühmten Majolikahäuser Otto Wagners an der Wienzeile. Produzentenlegende Purzl Klingohr schwebte die Tradition des Salongesprächs vor, als sich einst die Bohème der Stadt traf. "Den Interviewpartner in vielen Facetten zur Geltung kommen lassen", will Eckert. Ingried Brugger, Direktorin des BA Kunstforum, Künstler Erwin Wurm und Kunstexperte Erwin Melchart kommen am Dienstag, 21.15 Uhr.

Wunschgast Jean Ziegler

Die Rolle der Fragerin ist Eckert bekannt. Als Dokumentarfilmerin porträtierte sie Künstler, etwa Schriftsteller Frederic Morton, die Cafébesitzer Hawelka und Schauspieler Walter Schmidinger. In Österreich läuft man dabei Gefahr, bei der Gästeliste relativ schnell fertig zu sein: "Einmal die Woche Salon ist ein ambitiöses Unterfangen", sagt Eckert. "Wir werden Gäste zunehmend aus dem gesamten deutschsprachigen Raum haben." Das trifft Ambitionen des Red-Bull-Senders, sich verstärkt dem deutschen Publikum zuzuwenden. Eckerts Wunschgast ist angemeldet: Jean Ziegler kommt im September. Und wie empfindet sie selbst, wenn Journalisten wieder einmal die komplett falschen Fragen stellen, was ja vorkommen soll? "Dann lasse ich die Frage links liegen und spreche über das, was mir wichtig ist." (Doris Priesching, DER STANDARD, 21.8.2012)