Harald Lesch, unser aller liebster Volksbildner.

Foto: ZDF/Alexandra Beier

Schon gemerkt? Es herbstelt: Nächte werden länger, Abende kühler, Geschäfte bauen Schultaschenstände auf, Supermärkte bieten Lebkuchen mit Weihnachtsglitzersternen an. Nach der Sonnenwende, sprich: Sommerschlussverkauf, erfährt der kommerzielle Sommer eine rasante Abstufung, da können noch so gut 38 Grad herunterbrennen. Vorbei ist vorbei.

Gegen dieses Diktat der verordneten Jahreszeiten hilft nur die Zuwendung an das ganz rohe Universum, hilft nur Harald Lesch, unser aller liebster Volksbildner.

Duschvorhänge für Physikignoranten

Der beschäftigte sich Sonntagnacht indirekt mit der Hitze, indem er "Das Mysterium des Duschvorhangs" erklärte. Das Thema ist schon deshalb ein Gewinn, weil dem unbedarften Physikignoranten noch nicht einmal bewusst war, dass es ein solches überhaupt gibt. Aber das tut es, und unbewusst ist es auch ihm widerfahren: Das Rätselhafte besteht darin, dass sich das nasse, pickige Teil bei der Morgenwäsche wie von unsichtbarer Hand geführt an Körperteile in Hüfthöhe anheftet, was wahrscheinlich jeder schon an sich gespürt haben mag. Das Ablösen hat wenig Sinn, nach kurzer Zeit saugt das Plastik wieder an der Haut und lässt bis zum letzten Tropfen nicht davon ab. Warum machen Duschvorhänge das?

In den folgenden zwölf Minuten erklärt Professor Lesch wort- und gestenreich, vor allem aber für jedermann verständlich, wieso der Duschvorhang pickt. Wir lernen von statischem Unterdruck, dynamischem Überdruck und Bernoulli-Effekt, turbulenter Strömung und Luftverwirbelungen, bis die Urschen geklärt sind.

Ändern kann man übrigens nichts: Phänomene der Wirklichkeit, hartnäckig wie Lebkuchen im Sommer. (Doris Priesching, DER STANDARD, 21.8.2012)