Vergangenen Freitag, kurz nach 18 Uhr, fanden sich plötzlich etwa 40 hungrige Kunden beim "Feinkoch" im 6. Bezirk ein. Üblicherweise ist das Geschäftslokal in der Theobaldgasse weniger stark frequentiert, doch diesmal war das - zu Beginn des Jahres eröffnete - "Essgeschäft" Ziel des dritten Wiener Cashmob. Dabei handelt es sich um einen Trend aus den USA, der zunehmend auch in Österreich Popularität erlangt.

Foto: derStandard.at/gueb

"Die Regeln sind relativ einfach und nicht unbedingt in Stein gemeißelt", erläutert Initiatorin Kathrin Folkendt das Konzept.

Konkret heißt das:

  1. Nimm einen Freund mit,
  2. Gib mindestens zehn Euro aus,
  3. Sprich mit drei Menschen, die du davor nicht gekannt hast und
  4. Habe Spaß!
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"Üblicherweise ist ein Cashmob für eine Stunde angesetzt, meistens dauert er aber viel länger", weiß Kathrin Folkendt zu berichten. Ziel ist es, kleine, lokale Anbieter zu unterstützen und dabei den Community-Gedanken zu leben. Der Konsum wird hier als Mittel zum Zweck gesehen, "schließlich sollen sich die Leute in erster Linie gut unterhalten und auf Menschen treffen, die ähnliche Interessen haben", so die 29-Jährige Marketingmanagerin.

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Im "Feinkoch" werden nicht Zutaten feilgeboten, sondern unterschiedliche Gerichte. "Die Kunden kaufen nicht zu viel oder zu wenig, sondern nur das, was sie tatsächlich für die Speisen brauchen", ist Inhaber und Geschäftsführer Simon Jacko überzeugt. Auf bedruckten Karten finden sich sämtliche Mengenangaben, die genaue Kochzeit sowie eine detaillierte Anleitung für die Zubereitung. Der Preis pro Gericht für zwei Personen bewegt sich zwischen sechs und 18 Euro.

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Auch Michael (28), der zum ersten Mal einen Cashmob besucht, kennt die mitunter schwierige Frage "Was soll ich heute kochen?". Aus den zehn angebotenen Speisen hat er sich für ein zweigängiges Menü, bestehend aus "Kichererbsensalat mit Orangen-Vinaigrette" sowie "Berglinsen mit Zironen-Sardinen und Cherrytomaten", entschieden. Sorgfältig wählt er die einzelnen Zutaten aus und packt sie in die braune Papiertüte.

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Manche begnügen sich auch damit, einfach im Sortiment zu stöbern. Neben Fleisch, Gemüse und Obst, ...

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... werden auch Gewürze, Pestos, Teigwaren, Marmeladen oder britisches Teegebäck angeboten.

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Alkoholfreie Getränke und Spezialbiere finden sich ebenso im Sortiment, ...

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 ... wie jeweils zwölf unterschiedliche Rot- und Weißweine österreichischer Winzer. Philipp (24) - der ebenfalls zum ersten Mal einem Cashmob beiwohnt - ist Stammgast im "Feinkoch". Jede Woche probiert er ein neues Gericht; seine aktuelle Wahl sind "Zitronen-Rucola-Linguine mit gerösteten Pinienkernen".

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Die Geschäftsidee ist dem 28-Jährigen WU-Studenten Simon Jacko vor etwa zwei Jahren gekommen: "Wenn ich abends um sieben in den Supermarkt gegangen bin, hatte ich zwar ein Gericht im Kopf, aber einzelne Zutaten waren häufig schon ausverkauft. Anstatt mich immer wieder darüber zu ärgern, habe ich schließlich den 'Feinkoch' ins Leben gerufen", so der Jungunternehmer."

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Bei der Auswahl der Lebensmittel, achten wir grundsätzlich darauf, dass sie aus biologischem Anbau stammen, doch bei einzelnen Zutaten - wie etwa Zitronengras -  ist das sehr schwierig", sagt Simon Jacko. Etwa alle zwei Wochen werden drei Gerichte ausgetauscht. Was auf den "Menüplan" kommt, entscheidet das 4-köpfige Team selbst, wobei zukünftig auch Kunden und gelernte Köche in die Auswahl eingebunden werden sollen.  

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Sein Studium konnte Simon Jacko bislang nicht abschließen. "Das geht sich zeitlich einfach nicht aus", meint er dazu. Bereut habe er das nach eigenen Angaben aber noch noch keine Minute, "denn in der Zeit als 'Feinkoch' habe mehr gelernt als während meines gesamten Studiums".

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Feinkoch

Theobaldgasse 14

1060 Wien

Öffnungszeiten:

Montag bis Freitag von 11 bis 21 Uhr

Samstag von 10 bis 18 Uhr

(Günther Brandstetter, derStandard.at, 20.8.2012)

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