Kein Massenmästen, kein Massenschlachten von Tieren für Fleisch- und Lederprodukte: Geht es nach dem US-Start-up Modern Meadow, kommt das Schnitzel künftig aus dem 3-D-Drucker.

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San Francisco / Wien - Mit 3-D-Druckern lässt sich schon allerhand erzeugen. Vom wie angegossen sitzenden Laufschuh über Herzpumpen bis hin zu Waffen. Auch die Lebensmittelindustrie schnuppert bereits in die dritte Dimension hinein. Im Frühjahr präsentierte Choc Edge, ein Spin-off der University of Execter, einen 3-D-Schokoprinter. Mit dem 3500 Euro teuren Gerät können süße Träume essbare Gestalt erlangen.

Noch einen nahrhafteren Schritt weiter will Modern Meadow gehen, ein in Columbia, Missouri, angesiedeltes Start-up. Dieses arbeitet an der Möglichkeit, um aus Biotinte per 3-D-Drucker Fleisch herzustellen.

Das Vorhaben wäre vermutlich noch eine ganze Weile auf ganz kleiner Flamme gekocht worden, hätte nicht US-Investor Peter Thiel dieser Tage seinen Senf in Form von 350.000 Dollar dazugegeben. Dieser hat immerhin schon in das Online-Bezahlsystem PayPal investiert, als es noch nicht einmal krabbeln konnte. Und ohne Thiels Geld würde Facebook-Gründer Mark Zuckerberg noch immer Programme schreiben.

Die Männer hinter Modern Meadow sind Gabor und Andras Forgacs, Vater und Sohn. Das von ihnen zuvor gegründete Bioprinting-Unternehmen Organovo stellt Gewebe für medizinische Zwecke her. Genutzt wird dieses etwa, um Medikamente zu entwickeln und zu testen. Jetzt wollen sie ihr Know-how in Sachen Gewebezüchtung auch für essbare Fasern nützen.

Den Mund wässrig machen wollen die Forgacs mit den Steaks aus dem Drucker, zunächst Vegetariern, die aus ethischen Gründen kein Fleisch essen, oder Ethnien, bei denen Fleischverzehr aus religiösen Gründen eingeschränkt ist. Infrage kommen natürlich auch kulinarische Early Adopters, die in Geschmacksfragen gern die Zunge vorn haben wollen.

Doch das soll nur die eine Seite des Projekts sein. Denn das Ziel ist ein viel hehreres. "Modern Meadow kombiniert regenerative Medizin mit 3-D-Druck, um damit eine wirtschaftliche und anteilnehmende Lösung für ein globales Problem zu erreichen", sagt Lindy Fishburne von Breakout Labs, einem von der Thiel Foundation unterstützten Programm.

Modern Meadow will den enormen Ressourcenverbrauch durch Fleischproduktion und die damit verbundene Umweltbelastung in den Griff bekommen. "Für die Herstellung eines einzigen Hamburgers werden drei Kilo Getreide, 200 Liter Wasser, 68 qm2 Land und 1036 Btus (British Thermal Unit, Anm.) fossiler Energie verbraucht", rechnet Andras Forgacs vor. Doch bis es so weit ist, werden noch viele, viele Rinder, Schweine und andere Tiere geschlachtet. Denn vorerst tüfteln Vater und Sohn Forgacs gerade einmal an der Herstellung von einer zwei Zentimetern großen und weniger als einen halben Millimeter dicken Scheibe Fleisch. (Karin Tzschentke/DER STANDARD, 18./19. 8. 2012)