London - Weltweit erleben jedes Jahr fast elf Millionen Kinder ihren fünften Geburtstag nicht. Unterernährung spielt Schätzungen zufolge bei mehr als der Hälfte dieser Todesfälle eine Rolle. In einer Reihe Artikel, die das medizinische Fachjournal The Lancet in den kommenden Wochen veröffentlichen wird, erklären Experten die Gründe: Preiswerte Maßnahmen wie mit Insektiziden behandelte Moskitonetze, Grippeimpfungen, Antibiotika und hygienisch einwandfreie Geburten stünden nicht jenen Müttern und Kindern zur Verfügung, die sie am dringendsten benötigten.

Rettung

Würden diese Maßnahmen in einer Weise vorangetrieben, dass sechs Millionen Kinder jährlich gerettet werden könnten, koste dies pro Jahr umgerechnet rund 6,56 Milliarden Euro (das sind zum Beispiel knappe zehn Prozent dessen, was jährlich im internationalen illegalen Drogenhandel an Gewinn erzielt wird).

Zwar habe das UN-Kinderhilfswerk Unicef in den 80er-Jahren große Fortschritte gemacht, doch habe sich das inzwischen geändert. Zum einen konzentrierten sich die Bemühungen inzwischen auf die Bekämpfung von Aids. Zum anderen würden die Mittel nun mehr gegen bestimmte Krankheiten wie Malaria und Tuberkulose eingesetzt.

Sterbefälle

"Ich sage nicht, dass das falsch ist, aber das Thema Gesundheit von Kindern ist davon verdrängt worden", sagte Hans Trödsson, Direktor für Gesundheit und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen bei der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Die Experten weisen darauf hin, dass die Zahl der jährlichen Sterbefälle bei Kindern höher ist als die von HIV, Malaria und Tuberkulose verursachten zusammengenommen. Darüber hinaus herrsche allgemeine Zufriedenheit über das bereits Erreichte. "Es gab die Meinung, dass die Arbeit mehr oder weniger getan sei", sagte Trödsson. (AP, DER STANDARD Printausgabe 28/29.6.2003)