Graz - Finanzprobleme bedrohen die Existenz des Grazer Institutes für Adaptive und Raumfahrt-Physiologie (IAP) in Graz - einem langjährigen Kooperationslabor der ESA- und der amerikanische Raumfahrtbehörde und dem Moskauer Institut für Bio-Medizinische Fragen (IMBP) in Weltraummedizinischen Belangen. Wie die "Salzburger Nachrichten" in ihrer Ausgabe vom Freitag berichten, kann das Institut die Mittel für die Zahlung der Miete und des Personals nicht mehr aufbringen.

"Das Forschungsförderungssystem hat hier völlig versagt", so Helmut Hinghofer-Szalkay, der Leiter des 1994 gegründeten Forschungsinstitutes. "Wir haben voll auf den Österreichischen Weltraumplan gehofft und auch vor über einem Jahr ein Proposal bei der ASA eingereicht, aber bis heute keine Antwort erhalten. Bisher hat die Österreichische Gesellschaft für Weltraummedizin die Miete und Betriebskosten für das Grazer Institut, das in seinen - auslaufenden - Projekten fünf Mitarbeiter beschäftigt, die Infrastrukturkosten in der Höhe von rund 3.000 Euro monatlich übernommen. "Jetzt steht die Gesellschaft selbst vor dem Aus", so Hinghofer-Szalkay.

Unklare Situation

"Die Uni Graz hat im Vorjahr ihr Interesse bekundet, unser Institut zu übernehmen", so der Grazer Mediziner und stellvertretende Leiter des Institutes für Medizinische Physiologie an der Universität. "Mit der Verselbstständigung der Medizinischen Fakultät ist es jetzt aber völlig unklar, ob, und wenn ja, an welche Universität überhaupt das Institut übernommen werden könnte", so der Mediziner. Auch beim Land Steiermark und dem FWF habe man um eine Förderung für angesucht - und wurde abgewiesen. "Ich verstehe nicht, warum man in Österreich die Chancen, in der Weltraummedizinforschung aktiv sein zu können, nicht mehr weiter nützt", meinte der Grazer Forscher, der seit rund 20 Jahren in Weltraummedizin-Forschung tätig ist.

Um die Kooperationen mit der ESA und dem NASA-Ames Research Center weiterzuführen, werde er die Miet- und Energiekosten "über den Sommer aus eigener Tasche zahlen. Das Ganze ist höchst unangenehm", so der Mediziner. Das Personal sei noch über die Projektfinanzierung gesichert.

Forschungsfeld

Das Institut beschäftigt sich mit der Regulation des menschlichen Flüssigkeitshaushaltes und der hormonellen Kreislaufregulation unter Weltraumbedingungen. "Ziel ist es, die Funktionen des menschlichen Körpers besser zu verstehen. Auf dieser Basis kann der Kliniker seine Forschungsarbeit aufbauen." Manche Symptome, die bei Raumfahrern beobachtetet wurden, ähneln beispielsweise jenen von Patienten, die sich wenig bewegen können. Die Erfahrungen kommen u.a. bei der Behandlung von bettlägerigen Patienten zur Anwendung. Ihren Niederschlag fanden die Forschungsergebnisse auch in einem Messgerät zur Analyse der Fettverteilung - ehemals von Weltraumfahrern, heute von normalen Erdenbürgern - im Bauchbereich. (APA)