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Der Finanzinvestor Advent könnte bald beim deutschen Handelskonzern Douglas einsteigen.

Foto: AP/Michael Gottschalk

Frankfurt - Beim defizitären Handelskonzern Douglas mit seinen rund 24.000 Mitarbeitern könnte der Finanzinvestor Advent bald das Sagen haben. Advent verhandle seit längerem mit Anteilseignern von Douglas, sagten drei mit den Gesprächen vertraute Personen. Allerdings stehe eine Einigung nicht unmittelbar bevor, betonte einer der Insider. Advent habe es jedenfalls auf eine Mehrheitsbeteiligung abgesehen, um seine Umbaupläne für die Parfümerie-, Schmuck- und Buchhandelskette zu realisieren. Der Investor könnte auf eine Zerschlagung spekulieren: während die Douglas-Parfümerien und die Christ-Schmuckhandlungen als Ertragsperlen gelten, leidet die Buchhandelskette Thalia unter der Konkurrenz im Internet.

Advent spricht den Insidern zufolge unter anderem mit der Douglas-Gründerfamilie Kreke, die 12,7 Prozent der Anteile hält. Der Schlüssel zum Einstieg liegt aber wohl beim Großaktionär Erwin Müller. Er hält 10,8 Prozent an Douglas direkt. Optionen ermöglichen es ihm aber, seine Anteil um mehr als 15 Prozent auf eine Sperrminorität aufzustocken. Einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge steht die Beteiligungsgesellschaft kurz davor, sich mit dem Drogerieunternehmer aus Ulm über einen Kauf beider Positionen zu einigen. Die Zeitung beruft sich auf Vermutungen "in der Frankfurter Finanzwelt".

Gewinn von Müller bricht ein

Aus Finanzkreisen war zu erfahren, Müller sei einer Trennung von den Douglas-Anteilen möglicherweise nicht mehr abgeneigt. Er werde es aber nicht um jeden Preis tun, um größere Verluste möglichst zu vermeiden. Die "Wirtschaftswoche" hatte berichtet, der Gewinn von Müllers gleichnamiger Drogeriekette sei wegen fehlgeschlagener Finanzwetten gegen den Schweizer Franken im vergangenen Geschäftsjahr eingebrochen. Müller war am Dienstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Die Douglas-Aktie hat am Montag bei 32,90 Euro geschlossen, am Dienstag stieg sie angesichts der Übernahmefantasie bis auf 33,60 Euro. Der Preis für Müllers Kaufoptionen liegt aber laut "FAZ" bei mehr als 40 Euro. Möglicherweise sei er finanziell damit überfordert, sie auszuüben, hieß es in dem Bericht. Daher erwarteten Beobachter nun, dass Advent seine Anteile und Optionen zu einem Preis von je 36 bis 37 Euro übernimmt und allen anderen Douglas-Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreitet. Advent ist in Deutschland bisher vor allem im Chemiesektor aktiv. Unter anderem stehen H.C. Starck sowie HT Troplast in ihrem Portfolio.

Die Schweizer Bank Sarasin hält 10,7 Prozent an Douglas, sie hatte Müller auch die Optionen eingeräumt. Sarasin hat seit kurzem einen neuen Besitzer: Die Schweizer Bank wurde von dem brasilianischen Milliardär Joseph Safra geschluckt. Weiterer Großaktionär bei Douglas ist mit einer Sperrminorität von 25,8 Prozent der Bielefelder Nahrungsmittelkonzern Oetker. Auch mit Oetker müsste Advent sich einigen, um bei Douglas etwas bewegen zu können. Oetker-Vertreter hatten deutlich gemacht, der Konzern wolle vor einer Entscheidung über seine Beteiligung abwarten, wie sich die Dinge bei Douglas entwickelten. Sprecher von Douglas und Oetker wollten sich am Dienstag nicht äußern.

Weitere Interessenten verlieren Interesse

Andere Finanzinvestoren wie BC Partners, die sich ebenfalls mit einem Einstieg bei Douglas befasst hatten, hätten dagegen das Interesse verloren, hieß es in Finanzkreisen. Die Beteiligungsgesellschaft Permira buhlt ebenfalls noch, wollte sich dazu aber ebenso wenig äußern wie Advent.

Douglas-Vorstandschef Henning Kreke hatte zu Jahresbeginn Aufsehen erregt, als er Überlegungen offenbarte, das Unternehmen, zu dem auch die Süßwarenkette Hussel gehört, mit Hilfe von Finanzinvestoren von der Börse zu nehmen, weil es unterbewertet sei. Zuletzt hatte Kreke das Vorhaben relativiert, doch die Übernahmegerüchte um den Konzern hielten sich.

Vor allem Thalia lastet auf dem Aktienkurs von Douglas. Immer mehr Leser bestellen ihre Schmöker über Online-Händler wie Amazon oder laden ihre Lektüre gleich auf Lesegeräte wie das Amazon-Gerät Kindle. Kreke will Thalia sanieren. Er setzt dabei auf kleinere Buchhandlungen und will die Filialen besser mit dem Online-Handel verzahnen. Aber das kostet Geld: Abschreibungen und Sanierungskosten haben Douglas in die roten Zahlen gerissen, in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2011/12 fiel ein Verlust von 73,1 Mio. Euro an. Analysten erwarten, dass auch im Gesamtjahr rote Zahlen geschrieben werden. Kreke hatte die Anteilseigner bereits darauf eingestimmt, dass sie für das im September endende Geschäftsjahr nicht mit einer Dividende rechnen können. (APA/Reuters, 14.8.2012)