"Strache distanziert sich jetzt von Haider", "Strache rechnet mit Haider ab" - so lauten sinngemäß die Schlagzeilen, nachdem der FPÖ-Chef kritische Worte zu Haider und seinem System in Kärnten gefunden hat. Einsicht? Anerkennung der Tatsache, dass Haider und seine Erben Kärnten in den Graben gefahren haben?

Sieht so aus. Ist es aber nicht. Strache sagte zwar bedauernd, Haider sei angetreten, um das "über Jahre gewachsene Proporzsystem zwischen Rot und Schwarz aufzubrechen", sei aber offenbar selbst "von diesem System korrumpiert" worden. Aber das ist nur der düstere Hintergrund, vor dem sich Strache selbst strahlend präsentieren kann: "Ich habe mich nicht korrumpieren lassen, Haider wollte mich seinerzeit sogar mit einem Staatssekretär-Posten kaufen, damit ich zu den Eurofightern und anderen Projekten der schwarz-blauen Koalition schweige."

Strache versucht einen Trennungsstrich zur FPÖ-Ikone Haider zu ziehen, weil die Skandale inzwischen auch ihm selbst schaden. Allerdings ist richtig, dass Strache schon früh gegen Haider auftrat. Mit den Burschenschaftern und "Nationalen" im Rücken übte er Kritik am zunehmend erratischen Kurs des FPÖ-Stars. Dass Haider das BZÖ gründete, hat etwas damit zu tun, dass Strache bei einem Parteitag gegen ihn antreten wollte, mit Chancen auf einen Achtungserfolg. Jetzt versucht Strache, den Übervater endgültig loszuwerden. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 10.8.2012)