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Wir wissen ja, was wir an "unserem" Grünen Veltliner haben und dass er der beste der Welt ist.

Olympische Spiele wie auch Veltliner-Verkostungen mit internationaler Beteiligung verleiten dazu, in pubertären Patriotismus zu verfallen. Denn wir wissen ja, was wir an "unserem" Grünen Veltliner haben und dass er der beste der Welt ist. Kürzlich begab es sich, dass Laurenz Maria Moser zu einer spannenden Veltliner-Verkostung rief, bei der nur neun der insgesamt 40 Weine aus Österreich waren. Mosers eigene Marken-Veltliner "Charming" und "Silver Bullet" waren natürlich "live" dabei. Die Idee dahinter: Wie schmeckt das eigentlich, wenn eine Sorte weltweit immer beliebter wird und ihr angestammtes Territorium verlässt?

Dass Neuseeland in den letzten Jahren unter die Grünen-Veltliner-Produzenten gegangen ist, war im RONDO schon vor einiger Zeit zu lesen. Die "Veltis" dieser Herkunft sind am klarsten zuzuordnen, haben sie doch durchwegs diesen Touch exotischer Früchte, der Neuseelandweine von anderen abhebt. Recht charakteristisch für die Sorte, weniger für die Herkunft, waren die australischen Beiträge, die alle unter kühlen Bedingungen entstehen. Einen argentinischen Veltliner, beigesteuert von der Bodega Norton, ein Weingut in Mendoza, das seit 1989 Gernot Langes-Swarovski aus Tirol gehört, fiel in die Kategorie "nette Versuche", während die USA-Teilnehmer aus dem Staat New York, aus Massachusetts, Michigan und Kalifornien am wenigsten hinrissen.

Qualitätszuwachs

Das Gros der Veltliner in der Verkostung kam logischerweise aus den Nachbarländern Österreichs. Beeindruckend daran ist, wie stark die Weine aus der Tschechischen Republik, Ungarn und speziell aus der Slowakei im Lauf der letzten Jahre in puncto Qualität zugelegt haben. Einen Beitrag aus der Schweiz hätte die Autorin dieser Kolumne gern ob seiner feinen Veltlinerhaftigkeit eingemeindet. Nur war es leider ein Pirat: "Heida" (Kollektion Chandra Kurt) aus der Rebsorte Savagnin Blanc, einer lokalen Spezialität des Wallis, bei der man einen sehr weit entfernten Veltlinerbezug über die Traminer-Familie herstellen könnte, zu der beide Rebsorten gehören.

Der Wein, der unter den vielen guten und einigen sehr guten die Verkoster zu einstimmigen Freudensbekundungen hinriss, kam übrigens aus Deutschland: Der Grüne Veltliner "Vom Balkon der Pfalz 2011", vom Weingut Weegmüller, überzeugte alle mit seinem klassischen Veltliner-Auftreten. Fazit: Auch andere Länder dürfen gute Grüne Veltliner haben. (Luzia Schrampf, Rondo, DER STANDARD, 10.8.2012)