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Freitag vor dem schon gemeinsamen Verlagsgebäude von "Presse" und "Wirtschaftsblatt". Viele Führungskräfte gehen, weitere Sparpläne werden noch verhandelt.

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Neue Leitung für Styria-Tageszeitungen in Wien: Tillian und Langanger übernehmen die Geschäftsführung.
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"Wirtschaftsblatt"-Chefredakteurin: Esther Mitterstieler.

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Rainer Nowak soll neuer "Presse"-Chefredakteur werden.

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Wien - Freitag kurz nach 10 Uhr bestätigte Österreichs zweitgrößter Verlagskonzern offiziell jene Personalia, die DER STANDARD Donnerstagabend gemeldet hatte. Menschen mit Einblick sprachen schon am Donnerstag drastisch von einem "Blutbad" bei Wirtschaftsblatt und Presse.

Beide Titel schrieben nach eigenen Angaben noch 2011 schwarze Zahlen. Ihrem Mutterkonzern Styria offenbar in werbeschwachen Zeiten wie derzeit nicht nachhaltig und nicht schwarz genug: Die beiden Wiener Zeitungen sollen zusammenrücken.

Tillian und Langanger übernehmen Geschäftsführung

Diesen Prozess soll Michael Tillian führen, offiziell ab Oktober, doch Freitag war er "schon im Haus". Tillian war zuvor schon bei den Magazinen und den Gratiszeitungen für die Styria als durchaus harter Strukturwandler unterwegs. Tillian soll als Manager beider nun die Verlage von Presse und Wirtschaftsblatt "deutlich enger" zusammenführen und "teilweise integrieren", ließ die Styria verlauten. Die beiden Redaktionen aber blieben "weiterhin eigenständig und unabhängig". Styria-Vorstand, Neo-Boss Tillian und sein Finanzmanager Herwig Langanger (34) versicherten in einer Betriebsversammlung, man plane keine Fusion auf Raten. Konkrete Sparziele wurden Freitag vor der Belegschaft nicht genannt. Kolportiert und dementiert wurden 30 bis 60 Jobs weniger. Ab Herbst will man mit dem Betriebsrat über höhere "Effizienz" verhandeln.

Mit der Entscheidung für weiterhin getrennte Redaktionen und Tillian als Oberboss fiel eine Reihe Führungsjobs weg: Presse-Geschäftsführer Reinhold Gmeinbauer wollte offenkundig nicht unter dem 38-Jährigen weiterarbeiten. Gmeinbauer wird für die ORF-Werbevermarktung, aber auch für Jobs in der Mediaprint gehandelt. Sein Co Michael Fleischhacker, zugleich und vor allem Chefredakteur, hatte offenbar ein mutigeres, weitergehendes Inte grationskonzept verfolgt. In einem internen Rundmail ließ er wissen, dass auch nicht auszuschließen sei, dass auch weiterhin Texte von ihm in der Presse zu lesen sein werden.

Taugliches Konzept vermisst

Fleischhacker soll mit André Heller immer wieder über Medienprojekte wie ein kluges gedrucktes Wochenblatt oder auch eine reine Onlineversion dieses Konzepts nachgedacht haben. Nun hätte er dafür Zeit - und womöglich finden sich Financiers. Der frühere Styria-Vorstand Horst Pirker äußerte zuletzt Investitionsinteresse im Medienbereich. Pirker, nun Vorstand des Grazer Entsorgungsmultis Saubermacher AG, blickt zunächst aber sorgenvoll auf jenen Konzern, den er bis 2010 formte und im Clinch mit Styria-Aufsichtsräten wie dem heutigen Vorsitzenden Friedrich Santner verließ.

In Format warnt Pirker diese Woche die Styria: "Sparsamkeit anstelle eines tauglichen Konzepts ist zu wenig." Beim Wirtschaftsblatt gehen wie berichtet die Manager Hans Gasser und Klaus Hoffmann sowie Chefredakteur Wolfgang Unterhuber. Dessen Redaktion soll künftig Esther Mitterstieler (43), bisher Vize, führen. Jene der Presse Innenpolitik- und Sonntagschef Rainer Nowak (39).

Laut Redakteursstatut der Presse könnten die Journalisten neue Chefredakteure mit Zweidrittelmehrheit ablehnen. Über Nowak stimmen sie kommende Woche ab. (fid, DER STANDARD, 4./5.8.2012)