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Die Getreidebauern litten heuer unter Wetterextremen.

Foto: apa/patrick pleul

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Grafik: APA

Wien - Das Getreidejahr 2012 ist von enttäuschenden Ergebnissen geprägt, vor allem im Osten, der "Kornkammer" Österreichs. "Mit der prognostizierten Gesamternte von etwas mehr als 2,3 Mio. Tonnen wird heuer um rund ein Viertel weniger geerntet, als im Vorjahr. Damit ist die heurige Ernte die schlechteste seit über 40 Jahren und deutlich unter dem langjährigen Schnitt von knapp drei Mio. Tonnen", erklärte der Vorstandschef der Agrarmarkt Austria (AMA), Günter Griesmayr am Freitag in Wien vor Journalisten. Die Qualitäten seien aber ausgezeichnet. Der noch stehende Mais ist in diesen Zahlen nicht inkludiert.

Seit vergangenen Herbst passte das Wetter für eine ertragreiche Getreideernte - vor allem in den Getreidehauptanbaugebieten Weinviertel, Marchfeld, südöstliches Niederösterreich, Burgenland - so gut wie nie. Im Herbst und Winter zu trocken, massive Fröste ohne Schneedecke im Februar, gefolgt von Spätfrost im Mai und zu viel Regen bzw. Hagelschlag in den vergangenen beiden Monaten unterboten die geringen Ernte-Erwartungen der Getreidebauern noch.

"Ein Jahr der Extreme", so Griesmayr. "Vor allem in der Kornkammer im Osten gibt es sehr schlechte Erträge." Die Qualitäten des geernteten Weizens seien aber "ausgezeichnet": "Proteinwerte von großteils bis zu 20 Prozent habe ich persönlich noch nicht erlebt", sagte AMA-Präsident Stefan Hautzinger. "Grundsätzlich gibt es heuer aber nicht viel zu lachen - ein Jahr der Negativrekorde." Nur in Oberösterreich bzw. westlich von der niederösterreichischen Bezirksstadt Tulln habe es eine "super Ernte" gegeben - "und diese Mengen brauchen wir auch dringend".

Keine komplette Deckung

Für die heimischen Mühlen, die jährlich rund 500.000 Tonnen Getreide vermahlen, gebe es "genügend Mengen", so Hautzinger. Insgesamt würden die Kapazitäten heuer aber nicht zur Gänze aus der heimischen Ernte gedeckt werden können. Österreich ist Nettoimporteur. Vom hochqualitativen Weizen werde aber weiter nach Italien exportiert.

Importiert werden müssen geringere Qualitäten für die industrielle Verarbeitung, vornehmlich aus CEE-Nachbarstaaten Österreichs - nämlich Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien, einer Getreide-Überschussregion (heuer rund 7 Mio. Tonnen). Insgesamt wird 2012/2013 ein Getreideverbrauch von 3 Mio. Tonnen erwartet. Es fehlen also 700.000 Tonnen, ohne die Exporte abzuziehen. Im Herbst will Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich den Treibstoff E10 einführen - das ist Benzin mit zehnprozentigem Ackerfruchtanteil. Verwendet wird dafür neben Mais und Zuckerrüben auch Getreide.

Der Import bringe aber Wertschöpfung, weil hochwertiger Weizen "zu guten Preisen" exportiert werde, während minderwertiger Weizen importiert werde, um diesen hier zu veredeln. Der Premiumweizenpreis liegt derzeit, so Hautzinger, bei rund 240 Euro, um 30 Euro höher als vor einem Jahr. Preissteigerungen von bis zu 30 Prozent seien wegen weltweiter Missernten (USA, Schwarzmeerregion) möglich. "Nur so gute Ernten wie 2011 lassen Österreich ausgeglichen bilanzieren", erklärte Hauztinger.

Ausstieg mit Null

Trotz der höheren Erzeugerpreise würden viele Getreidebauern heuer aber "mit Null aussteigen": Die Produktionskosten auf einem Hektar Weizen betragen 600 Euro. Um diese Kosten wieder hereinzubringen, sei eine Ernte von 2,5 Tonnen notwendig - "und diese Marke haben heuer viele, vor allem im Osten, nicht überschritten", sagte Griesmayer um gleichzeitig auf die Wichtigkeit und Notwendigkeit von Ausgleichszahlungen in der Landwirtschaft zu verweisen, die schließlich auch Qualitätsregeln mit sich brächten. Im Vorjahr sind die Bauerneinkommen im Schnitt um 34 Prozent gestiegen.

Optimistisch sei man für die Maisernte im Herbst: "Was für das Getreide wettermäßig schlecht ist, ist für den Mais gut", so Griesmayr. Erwartet wird eine österreichweite Ernte von 2,3 Mio. Tonnen - also in gleicher Höhe wie die gesamte Getreideernte.

Globale Reduktion

Auch weltweit fallen die Getreide-Erntemengen heuer geringer aus, als im Vorjahr. Die weltweite Produktion könne heuer den weltweiten Verbrauch nicht decken - auch bei Mais. Vor allem die deutliche Reduzierung der US-Ernteprognosen um mehr als 50 Mio. Tonnen beeinflussen die Weltversorgungsbilanzen negativ, aber auch Ernte Ausfälle in den Schwarzmeerländern Ukraine, Russland werden Ausfälle erwartet. "Die globalen Getreidereserven werden sich um 30 Mio. Tonnen reduzieren" sagte Christian Gessl, AMA-Experte für Markordnungen und Markberichte.

In weiten Teilen Europas ist die Ernte noch nicht abgeschlossen, die EU-Kommission hat die Getreideernte-Prognose aber ebenso um knapp 7 Mio. Tonnen auf 279 Mio. Tonnen revidiert (Rekorernte 2008/2009: 311 Mio. Tonnen). Exportiert sollen trotzdem rund 24 Mio. Tonnen werden, importiert 13 Mio. Tonnen. (APA, 3.8.2012)