Späte Fröste und teilweise tennisballgroße Hagelkörner richteten heuer enorme Schäden an.

Foto: hagel.at

Wien - Die Nerven von Bauern und Agrarhändlern sind derzeit zum Zerreißen gespannt. Die Wetterkapriolen der letzten Monate haben Rekordschäden auf 300.000 Hektar Grund verursacht. Das entspricht einem Viertel der gesamten Ackerfläche Österreichs; beziffert wird das Schadensausmaß von der österreichischen Hagelversicherung mit rund 120 Millionen Euro.

Dass die Weizen- und Mais preise in Österreich deshalb noch nicht durch die Decke gegangen sind, ist auf einen günstigen Umstand zurückzuführen: Die Getreideernte in Österreich wird heuer trotzdem gut ausfallen - und zwar sowohl was Qualität als auch Quantität betrifft. Zwar werden in besonders betroffenen Gebieten im Marchfeld und im Nordburgenland bestenfalls 80 Prozent der Vorjahresernte eingefahren werden, die anderen Gebiete aber können die Ausfälle wettmachen.

"Der Preisdruck nach oben kommt derzeit vor allem aus dem Ausland", erläutert Günther Rohrer von der Landwirtschaftskammer. In Osteuropa und den USA kommt es täglich zu Dürremeldungen - und dies bei einer weltweit äußerst knappen Lagersituation.

Engpass bei Biosprit

Der internationale Getreiderat IGC rechnet deshalb damit, dass die USA ihre Ethanolbeimischungsziele nicht erreichen können und ihre Produktion werden drosseln müssen, so der Pressedienst AIZ. Außerdem hält sich das hartnäckige Gerücht, Russland könnte wegen seiner schlechten Ernten so wie im Jahr 2010 kurzfristig Exportrestriktionen einführen. Damals kam es wegen der international hohen Getreidepreise zu Aufständen in vielen armen Ländern des Südens.

Der Verband Deutscher Mühlen hat bereits angekündigt, die Preise für Mehl demnächst anheben zu müssen, Ähnliches könnte auch in Österreich schnell der Fall sein, meinen Experten.

Auch bei anderen Kulturen sind die Prognosen durchwachsen. Im Weinbau wurden insbesondere das Weinviertel, der Wagram, das Kremstal und das Kamptal von Winterfrost, Trockenheit sowie Spätfrost bei der Blüte betroffen. Bei der Raiffeisen Ware Austria (RWA) wird damit gerechnet, dass dabei insgesamt rund 5000 Hektar Weinfläche geschädigt wurden. Die Schäden waren dabei im Weinviertel am größten. Deshalb wird es auch zu geringeren Erntemengen kommen, was wegen der gleichzeitig hohen Nachfrage - insbesondere nach Weißwein - zu Preisanstiegen führen wird, meint man bei der RWA. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 2.8.2012)