Bild nicht mehr verfügbar.

Vor vier Jahren kämpfte Harley-Davidson noch ums Überleben. In Europa kommt das Unternehmen nur schwer in Fahrt.

Foto: ap/ jose sena goulao

Milwaukee - Die Schuldenkrise hält die Europäer vom Kauf eines teuren Motorrades ab. Der US-Kulthersteller Harley-Davidson ist auf dem Kontinent im zweiten Quartal deutlich weniger seiner chromverzierten Maschinen losgeworden als im Vorjahreszeitraum. "Die Verkäufe sind ganz klar von den herausfordernden wirtschaftlichen Bedingungen in der Eurozone in Mitleidenschaft gezogen worden", erklärte Firmenchef Keith Wandell am Mittwoch.

Die Verkäufe in Europa schrumpften um 9 Prozent auf gut 14.600 Stück. Doch Harley-Davidson hatte Glück im Unglück: Amerikaner und Asiaten fahren weiterhin auf die schweren Maschinen aus Milwaukee ab. Weltweit stiegen die Verkäufe dadurch um 3 Prozent auf 85.700 Stück. Vor allem dank der Treue seiner US-Fans sieht sich Harley-Davidson weiterhin auf Kurs, im Gesamtjahr bis zu 250.000 Motorräder auszuliefern.

Kampf ums Überleben

Das sah in der Wirtschaftskrise vor vier Jahren noch ganz anders aus: Damals brachen die Verkäufe weltweit ein und Harley-Davidson musste ums Überleben kämpfen. Firmenchef Wandell gab in der Not die Marken MV Agusta und Buell auf und strich Tausende Jobs. Heute profitiert der Hersteller von seiner Neuaufstellung: Während der Gesamtumsatz um 15 Prozent auf 1,7 Mrd. Dollar (1,382 Mrd. Euro) stieg, legte der Gewinn doppelt so stark auf unterm Strich 247 Mio. Dollar zu.

Im vergangenen Jahr hatte Harley-Davidson annähernd 235.200 Motorräder verkauft, ein Plus von 6 Prozent. Zwei von drei Maschinen setzt die Kultmarke immer noch in den USA ab, gefolgt von Kanada. Als einen der Gründe für das Comeback daheim sieht Firmenchef Wandell, dass sich mittlerweile auch junge Leute, Frauen, Afroamerikaner und Einwanderer aus Lateinamerika fürs Motorradfahren begeistern. Der klassische Kunde einer Harley ist weiß, männlich und im mittleren Alter.

Überhaupt spricht einiges dafür, dass Motorräder eine Renaissance erleben - wenn sich die Schuldenkrise nicht verschlimmert. Erst vor wenigen Monaten hatte die VW-Tochter Audi die traditionsreiche italienische Marke Ducati von einem Finanzinvestor übernommen. Zu den weiteren bekannten Herstellern zählt BMW. Besonders stark im Motorrad-Geschäft sind die Japaner unterwegs. (APA, 1.8.2012)