Die Wäscheleine als Wertanlage: Geringe Investition, wenige Folgekosten.

Foto: Roman David-Freihsl

Das Bild auf der Seite hatte ich auf meine Facebook-Chronik gestellt und dazu geschrieben: "unser neuer solar-wäschetrockner. ich hab's noch nicht ganz durchgerechnet, aber ich glaube, die investition hat sich bald amortisiert." Das Foto von unserer stinknormalen Wäscheleine freute gut 40 Freunde und regte zu Kommentaren wie "wir haben auch so einen. geniale erfindung!" oder "schon Patent angemeldet? da kann man nie vorsichtig genug sein ;-)" an.

Klingt nach Öko-Schabernack, ist es wohl auch, aber mit einem ernsten Hintergrund. Weil es zeigt, wie unterschiedlich wir denken und werten. Eine Wäscheleine kostet so gut wie nix, auch ein Wäscheständer für drinnen verursacht nur einen höchst überschaubaren finanziellen Aderlass. Und doch gibt es Menschen, die sich einen elektrischen Wäschetrockner kaufen und betreiben. Warum? Ganz einfach, weil sie den Komfort brauchen, weil sie das Ding praktisch finden - weil sie sich so etwas einfach leisten wollen. 

Rechnet sich nie

Mit wirtschaftlichen Überlegungen hat das ganz und gar nichts zu tun. Ganz im Gegenteil: Der Wäschetrockner hat im Vergleich zu Leine oder Ständer immense Anschaffungskosten und verschlingt über seinen ganzen Lebenszyklus weitere Folgekosten, allein durch den Stromverbrauch. Also rechnen tut sich das nie. Aber bei so etwas oder gar beim Heimkino wird natürlich nie die Frage gestellt: Wie wirtschaftlich ist das? Wozu auch.

Doch kaum nehmen wir das Wort "Photovoltaikanlage" in den Mund, werden viele zu Chefökonomen und stellen die "Wirtschaftlichkeitsfrage". In wie vielen Jahren rechnet sich das? Diese Anlagen könnten einfach noch nicht mithalten, heißt es da. Und überhaupt die Erneuerbaren - die reinsten Subventionskandidaten.

Aber warum kann man nicht auch hier sagen: Ist doch mir egal. Ich leiste mir das, weil ich es einfach wichtig finde. Weil es mir nicht egal ist, wie mein Strom produziert wird. Und mit dem Wirtschaftlichkeits-Vergleich zwischen Wäscheleine und Wäschetrockner kann das Verhältnis zwischen Photovoltaikanlage und Gaskraftwerk sicher allemal mithalten. Und: Ja, ich bin selbstverständlich bereit, mehr für meinen Strom zu bezahlen, wenn er sauber produziert wird. (Roman David-Freihsl, derStandard.at, 7.8.2012)