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Saudi Arabiens Judoka Shaherkani sorgt für eine Olympia-Premiere.

Foto: Reuters/Plunkett

Beim Einzug der Athleten während der Eröffnungsfeier formte Wodjan Ali Seraj Abdulrahim Shaherkani mit ihrer rechten Hand ein Peace-Zeichen. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, ob die 16-jährige Judoka aus Saudi-Arabien in London auch an den Start gehen kann. Mit dem Streit, der um ihren historischen olympischen Auftritt entbrannt war, wollte Shaherkani nichts zu tun haben.

Erst am Montagabend bekam Shaherkani grünes Licht. Am Freitag wird sie die erste Athletin sein, die ihr Land bei Olympischen Spielen vertritt. Das ist ein großer Erfolg des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), schließlich hat Saudi Arabien als überhaupt letzte Nation der Entsendung weiblicher Sportler zu Olympischen Spielen zugestimmt. Um Shaherkani auf die Judo-Matte zu bringen, musste das mächtige Gremium sein ganzes diplomatisches Geschick zeigen - und am Ende doch empfindliche Zugeständnisse an das konservative Königreich machen.

Denn die in Mekka geborene Shaherkani wird in ihrem Auftaktkampf in der Klasse bis 78 kg ein Kopftuch tragen dürfen. Und das, obwohl sich der internationale Judo-Verband (IJF) dagegen quergelegt hat. Präsident Marius Vizer sagte, der Hijab würde "den Prinzipien und dem Geist von Judo" widersprechen. Vor allem aber sei die Kopfbedeckung während des Kampfes gefährlich. Judoka könnten unabsichtlich gewürgt und verletzt werden. Shaherkanis Vater Ali hatte gedroht, dass seine Tochter nicht antreten werde, sollte sie ihre islamisch begründete Körperbedeckung ablegen müssen.

Das Antreten von Shaherkani und der 800-m-Läuferin Sarah Attar hatte in der Heimat für kontroverse Meinungen gesorgt. Frauen und Sport gelten laut Klerikern als inkompatibel. Schulsport für Mädchen gibt es nicht. 150 Vereine, die vom Sportministerium reguliert werden, lassen Frauen nicht auf ihr Gelände. Er hoffe zu sterben, sagte Sport-Analytiker Fahd al-Rouqi im TV, bevor eine Frau an Olympia teilnimmt. (David Krutzler, DER STANDARD, 31.7.2012)